Aufwärts- „Nach oben“ (Toute la-haut)

Was kann man zum Neuen Jahr Besseres wünschen, als dass es wieder aufwärts gehen soll. Aber dieses Aufwärts kann so und so verstanden werden. Die einen wünschen sich, dass nach Corona und Energiekrise die Wirtschaft neu angekurbelt wird, die anderen hoffen nach einer Krankheit oder einem Burnout, dass es wieder aufwärts geht und ein Neustart gelingt.

Die französische Sängerin ZAZ, mit bürgerlichem Namen Isabelle Geffroy, beschreibt in Ihrem Lied „Tout la-haut“ einen anderen Aufstieg; ein Aufstieg der Seele, ein Aufstieg zum wahren Selbst jenseits falscher Gewissheiten und Sicherheiten. Jenseits von Schein und nach außen gezeigten unbeschwerten Masken, so der Liedtext, liegt oft ein verletztes und verbranntes Kind. Hinter dem selbstsicheren Ego lauern die versteckten Risse der Kindheit. Der Weg nach oben bedeutet für die Sängerin, das Wahre vom Falschen zu entwirren; dabei ist es wichtig, die Einsamkeit und Ruhe schätzen zu lernen, von den Künstlichkeiten zu lassen, um endlich herauszufinden, warum wir existieren und warum wir uns gegen manches wehren. Sie fordert den Hörer des Liedes auf, diesen Weg nach oben zu nehmen, der im Grunde eher einem Abstieg gleicht, in die Tiefen und versteckten Verletzungen des inneren Kindes, und der verlangt, die Täuschungen und falschen Selbstsicherheiten zu entlarven. (zum Lied: ZAZ – Tout là-haut (Clip officiel) – Bing video)

Die Sängerin ZAZ beschreibt im Grunde einen Heilungsweg, der immer dort beginnt, wo wir anfangen und riskieren in der Gegenwart eines anderen über das zu reden, was uns am meisten verletzt. Die gebrochenen und verletzten Stellen in uns brauchen die meiste Liebe und Barmherzigkeit; denn gerade dort, wo wir keinen Ort und keinen Menschen haben, dem wir uns öffnen können, gibt es eine Neigung in uns, uns selbst zu betrafen und „runter“ zu ziehen. Wer sich nicht willkommen und übersehen fühlt, neigt nicht selten zu einer trotzigen Fassade, welche die Trauer über die Ablehnung und die innere Unsicherheit überspielt und zu einem Leben im falschen Selbst führt.

Das wahre Selbst zu entdecken, ist eine der zentralen Herausforderungen auf jedem spirituellen Weg. Dazu ist unabdingbar den eigenen Wunden zu begegnen. Verletzungen, die jemand verbirgt, können zur Selbstverachtung und zur Überzeugung führen, nichts wert zu sein. Ohne Kommunikation und Offenheit entwickelt sich kein gesundes Zugehörigkeitsgefühl und ohne die unbedingte Liebe von jemanden, der an uns glaubt und will, dass wir leben, entwickelt sich ein psychisches Schuldgefühl, nicht liebenswert zu sein.

Ausnahmslos alle Menschen fühlen sich zuwenig geliebt, können daher nur unzureichend lieben und erscheinen daher auch so wenig liebenswert, behauptet der Philosoph Adorno. Ungeliebten Menschen moralische Forderungen und Imperative zu solidarischer Liebe aufzuerlegen („Du sollst deine Feinde lieben, Migranten aufnehmen, das Klima schützen, Verzichten, Opfer bringen…), verfestigt nur die Kälte und Erstarrung, die ungeliebte Menschen in sich spüren. Menschen, die sich für wertlos erachten, blockieren auch die in ihnen steckenden Potentiale. Forderungen allein geben keine Liebeskraft, sondern machen defensiv.

„Aufwärts“ geht es erst, wenn wir hören und unser Herz dafür öffnen, was kein Mensch sich selber sagen kann: „Du bist geliebt!“, „Du bist geschätzt!“, „Du bist gewollt!“, „Du bist mir wertvoll und teuer!“ Erst die Erfahrung bedingungslos geliebt zu sein, ermöglicht, dass Menschen ihrerseits lieben und solidarisch handeln können. Wer eine solche Zusage erhält und daran glaubt (das kann uns niemand abnehmen), der kann die Schönheit der Welt wieder wahrnehmen und „die Sterne schmecken da oben“, wie es die Sängerin ZAZ in ihrem Chanson poetisch ausdrückt.

Die religiöse Sprache würde sagen: der heilende und bedingungslose Energie- und Lebensstrom göttlicher Güte und Barmherzigkeit, der allen Menschen gilt, also inklusiv ist, verwandelt unsere Wunden, wenn wir die Tür unseres Herzens dafür aufschließen. Dadurch eröffnet sich der tiefere Sinn unserer Existenz und das, was hineinströmt, drängt geradezu, überzufließen zu unseren Mitmenschen. Denn Verantwortung und solidarisches Handeln lässt sich nicht von außen verordnen, sondern erwächst unmittelbar aus einer Beziehung, die als Geschenk und Gnade erlebt wird.

Gustav Schädlich-Buter

Das menschliche Herz und seine Bedeutung

Das Herz ist das zentrale Organ des Menschen, weil es ununterbrochen pulsiert -bis zu 100.000-mal am Tag- und dabei Blut in die Adern pumpt und den ganzen Leib mit lebenswichtigen Elementen versorgt; sobald das Herz zu schlagen aufhört, können Kreislauf und Stoffwechseln nicht mehr stattfinden (etwas vereinfacht erklärt). Ohne das Herz – unsere Blutpumpe, ein ca. 300 Gramm leichter Hohlmuskel – kann niemand leben.

Auch die Signale des Herzens können uns etwas sagen über unseren Lebensstil, unsere Beziehungen, oder die Belastungen unseres Lebens, je nachdem, ob es sich um eine Herz-Rhythmus-Störung, Bluthochdruck, Vorhofflimmern oder gar ein Herzinfarkt handelt. (zu den psychosomatischen Zusammenhängen von Herzerkrankungen, vgl. z.B.: M. Ermann, Herz und Seele, Psychosomatik am Beispiel des Herzens (Lindauer Beiträge zur Psychotherapie und Psychosomatik, Kohlhammerverlag 2005=

Das Herz, Acryl auf Leinwand

Das menschliche Herz, das als Organ im Inneren des Leibes verborgen liegt, gilt als ein Sinnbild für die Liebe, die nach einem sichtbaren Ausdruck verlangt: die Tasse mit dem Herzsymbol, der herzförmige Schmuckanhänger, das Herzmotiv auf dem Bettbezug, dem Geburtstagskuchen oder dem Verpackungspapier, oder auf dem Grabstein, um nur einige Beispiele zu nennen. Manche ritzen ein Herz in den Baum und schreiben ihre Namen darunter, um ihrer Liebe einen für alle sichtbaren Ausdruck zu geben. Ältere Menschen kennen noch die Herz- Jesu Andachtsbilder, bei welchen Jesus mit einem brennenden herzen dargestellt wird.

Auch in der Symbolsprache spielt das menschliche Herz eine zentrale Rolle: So tut es uns gut, wenn wir jemanden unser Herz öffnen und ausschütten können; unser Herz hüpft vor Freude, wenn wir einen geliebten Menschen wiedersehen und wir haben ein gebrochenes Herz, wenn eine Beziehung in die Brüche geht; sobald eine Beziehung gestört ist, verhärtet sich unser Herz. Bei einem Schrecken rutscht uns das Herz in die Hose. Gott sei Dank gibt es Menschen, die ihr Herz am rechten Fleck haben; und großherzige Menschen schauen über unsere Fehler und Schwächen hinweg. Manchmal muss ich meinem Herzen einen Stoß geben, um zu einer Entscheidung zu kommen oder über meinen Schatten zu springen. Wo Menschen herzensträge werden, verpanzern sie sich und verlieren ihre Fähigkeit zum Mitgefühl und Mitleid. Aber das Herz kann auch eine Mördergrube sein, aus der Verleumdung, Hass und Lästerung emporsteigen. Viele weitere Beispiele für eine Symbolsprache des Herzens ließen sich finden, die immer auszudrücken versucht, wie es um uns steht.

In der Geistesgeschichte hat sich eine Philosophie des Herzens entwickelt. Für Aristoteles gilt das Herz als Träger der Seele, ein Zentralorgan der Lebenswärme und des wahrnehmenden sowie denkenden Vermögens (Aristoteles, »De anima«, II.1,412a2-3). Pascal sagt: „Das Herz hat seine Gründe, die die Vernunft nicht kennt … Ich behaupte, dass das Herz das umfassendste Wesen ist.“ Augustinus spricht davon, dass unser Herz so lange unruhig ist, bis es in Gott ruht. Und für Romano Guardini ist das Herz ein vermittelndes Organ zwischen Geist, Leib und Seele. (vgl. dazu Otto Betz, Der Leib als sichtbare Seele, Stuttgart 1991, S.74f)

Auch die Dichter bedienen sich einer Sprache des Herzens, die wärmer ist als die des kühl analysierenden Verstandes und genährt wird durch die Erfahrungen von Verletzlichkeit und Intimität. Für den romantischen Dichter Novalis ist das Herz nicht nur der „Schlüssel der Welt und des Lebens“, sondern ein „religiöses Organ“, das über die Begrenzungen des Ich hinausreicht und Einfallstor für die göttliche Wirklichkeit ist, nicht selten vermittelt durch die menschliche Liebe. (vgl. Otto Betz, a.a.O., S.77 f.) Alle religiösen Erfahrungen und Offenbarungen scheinen im Hoheitsgebiet des Herzens zu geschehen. Solange der menschliche Verstand nicht im Herzen verankert ist, werden wir immer in Gegensätzen denken, wodurch ein ganzheitliches und mitfühlendes Sehen der Welt verhindert wird. Daher lehren und üben die orthodoxen Mönche das sogenannte „Herzensgebet“. (vgl. Andreas Ebert, Peter Musto, Praxis des Herzensgebetes, München 2013)

Auch die Bibel gebraucht viele Herzmetaphern, zumal das Herz im alten Israel identisch ist mit der menschlichen Person. Gott schreibt uns zum Beispiel seine Weisung ins Herz (Jer 31,33) und er gibt uns ein Herz aus Fleisch und Blut statt dem versteinerten Herzen, das empfindungslos ist (Ez 11,19) Und der junge König Salomo bittet Gott für seine Regentschaft, um ein „hörendes Herz“. (1 Kön 3,9)

Jesus selbst preist jene selig, die ein „reines Herz“ (Mt 5,8) haben, denn sie werden Gott schauen. Ein Herz, das Erbarmen übt mit den Trauernden, Niedergedrückten, Zurückgesetzten und zu kurz Gekommenen, wird rein. Ein reines Herz ist eben nicht unberührbar, sondern lässt sich vom Leid und den Nöten der Menschen anrühren. Ein Herz, das eben noch nicht mit allen Wassern gewaschen und abgebrüht ist. Ein reines Herz sieht die Welt mit den mitleidenden Augen Gottes.

Zum Schluss dieser kleinen Abhandlung zum Herzen, soll eine Geschichte von Rainer Maria Rilke stehen aus der Zeit seines Pariser Aufenthaltes. Sie zeigt, dass dort, wo wir einander etwas von Herzen und aus einer aufmerksamen Liebe heraus schenken, da schenken wir einander etwas, das mit dem ewigen Leben zu tun hat:

Gemeinsam mit einer jungen Französin kam er um die Mittagszeit an einem Platz vorbei, an dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt. Ohne zu irgendeinem Geber je aufzusehen, ohne ein anderes Zeichen des Bittens oder Dankens zu äußern als nur immer die Hand auszustrecken, saß die Frau stets am gleichen Ort. Rilke gab nie etwas, seine Begleiterin gab häufig ein Geldstück. Eines Tages fragte die Französin verwundert nach dem Grund, warum er nichts gebe, und Rilke gab ihr zur Antwort: „Wir müssen ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand.“ Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte weiße Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte Hand der Bettlerin und wollte weitergehen.

Da geschah das Unerwartete: Die Bettlerin blickte auf, sah den Geber, erhob sich mühsam von der Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küsste sie und ging mit der Rose davon. Eine Woche lang war die Alte verschwunden, der Platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. Vergeblich suchte die Begleiterin Rilkes eine Antwort darauf, wer wohl jetzt der Alten ein Almosen gebe. Nach acht Tagen saß plötzlich die Bettlerin wieder wie früher am gewohnten Platz. Sie war stumm wie damals, wiederum nur ihre Bedürftigkeit zeigend durch die ausgestreckte Hand. „Aber wovon hat sie denn all die Tage, da sie nichts erhielt, nur gelebt?“, frage die Französin. Rilke antwortete: „Von der Rose . . .“

Kontemplatives Bewusstsein

Kontemplatives Bewusstsein

Nicht selten besuchen Menschen auf ihren Urlaubsreisen Kirchen und Gotteshäuser, auch solche, die sich nicht besonders kirchlich oder konfessionell religiös verstehen. Wer das einmal beobachtet, sieht, dass sich etwas an ihnen verändert, es scheint als würden sie in einen Raum oder eine Aura der spontanen Kontemplation eintreten. Wer im Wörterbuch nachschaut, findet als Übersetzung für Kontemplation folgendes: eine Art Konzentration, ein tiefes Nachdenken, eine geistige Anschauung, ein Blick nach etwas, der anders ist als das normale Sehen. Es ist, als ob die Ausstrahlung eines Raumes die Menschen ergreifen würde; vielleicht nur wenige Momente oder Sekunden scheint etwas auf sie einzuwirken, was sie sonst aus ihrem Alltag nicht kennen. Eine stille Aufmerksamkeit und Nachdenklichkeit erfasst sie, wie sie die Skulptur von Rodin „der Denker“ womöglich zum Ausdruck bringt. Für Momente taucht der kontemplative Weg des Lebens in uns auf. Momente der spontanen spirituellen Erfahrung kennen wir auch aus anderen Zusammenhängen wie beim Anblick zweckfrei spielender Kinder, oder einer spontan in unserem Herzen auftauchenden Liebe.

Damit solche Momente mehr sind als rasch vergängliche Augenblicksaufnahmen, und eine deutliche Spur in unserer Seele hinterlassen, ist es wichtig, diese Wahrnehmungen zu gewichten und als Erinnerungsschatz zu bewahren, denn in ihnen taucht die dem Leben innewohnende Heiligkeit des Lebens auf. 

Gerade die Natur ist eine Arena, in der ein kontemplatives Bewusstsein spontan in uns erwachen kann. Ich erinnere mich noch sehr deutlich, obwohl es schon viele Jahre her ist, an eine Übernachtung im Freien in der Nähe des Sees Genezareth in Israel. Ich lag am Boden, schaute zum Sternenhimmel und spürte wie ein leichter warmer Wind, das hohe Gras sanft hin und her wiegte und war dabei ganz ergriffen und umgriffen von etwas, das sich weiterer Beschreibung entzieht. Oder im Gras liegen und die dahintreibenden Wolken beobachten, völlig entspannt und zweckfrei da sein; wenigstens für eine kurze Zeit aussteigen aus dem Druck und den Anforderungen des Alltags- und Berufslebens.

Wir können dem Geschenk oder der Gnade solcher Erfahrungen den Zugang bereiten, indem wir unsere Sinne trainieren: das Hören der Regentropfen, die auf das Dach fallen, die langsam herunterfallende Schneeflocke im Winter, das Schmecken des Duftes einer Blume oder das Berühren der Rundungen eines Steines.

Auch die menschliche Intimität, -weit mehr  als bloße Sexualität- , ist ein möglicher Ort für ein spontanes Erwachen der Kontemplation, die mich über mich und mein Ego hinausführt. Richard Rohr schreibt dazu: „Intimität könnte als unsere Fähigkeit zu Nähe und Zärtlichkeit gegenüber den Dingen beschrieben werden. Es wird oft in Momenten der riskanten Selbstoffenbarung enthüllt. Die Intimität lässt sich selbst heraus und lässt den anderen herein. Es macht alle Liebe möglich, und doch offenbart es auch unsere völlige Unfähigkeit, zurückzulieben, wie es der andere verdient. Keiner von uns kann dorthin gehen, ohne unsere Mauern fallen zu lassen, unser tieferes Selbst einem anderen gegenüber zu manifestieren und den Fluss geschehen zu lassen.“

Und sogar in der Einsamkeit, dort, wo ich wirklich allein bin, wohl auch irgendwann in der Situation des eigenen Sterbens, kann ich etwas entdecken von der Heiligkeit, die in unserer Existenz und Wirklichkeit verborgen liegt.

Auch die Kunstbetrachtung kann solch spontanes kontemplatives Bewusstsein erwecken, aber meist jenseits wichtigtuerischer Kunstführer, die meist nur bildungsbürgerliche Reflexe der Betrachter bedienen und den kontemplativen Weg über die Kunst eher versperren als eröffnen. (vgl. dazu ausführlicher: Pfr. Rainer Hepler, „Rituale verlassen und Gott in der Kunst suchen“, seit 1997 in der Kunstpastoral im Erzbistum München und Freising tätig; Medienseite (erzbistum-muenchen.de))

Auch im Gebet, im absichtslosen und zweckfreien Sitzen in Gottes Gegenwart, kann die tiefe Erfahrung auftauchen, von Gott umfassend geliebt zu werden mit all unseren Schwächen und Versagen, mit unserer Zerbrechlichkeit und Unvollkommenheit.

Aber auch die Leidenserfahrungen unseres Lebens, die Härten und Schwierigkeiten, denen wir im Leben begegnen, können zum Weg werden, der unsere Herzen öffnet, gerade wenn alles verloren und umsonst scheint. Leonhard Cohen drückt es in seinem Lied „Anthem“ so aus: „There is a crack, a crack in everything, that`s how the light gets in.“ (es ist ein Riss (Sprung) in allen Dingen, aber auf diese Weise, kann das Licht eindringen.  Vgl.  CD Cohen, The Future, Columbia 1992 Sony Music)

Risse, Acryl auf Leinwand

Und schließlich, darauf weist James Finley (früherer Schüler von Thomas Merton und heute Lehrer im Center for action and contemplation, dem ich wertvolle Anregungen für diesen Text verdanke) hin, dass im Heilungsprozess selbst eine kontemplative Begegnung mit der Tiefe unseres Selbst geschieht. Denn Heilung sei immer mehr als nur die Überwindung von Symptomen oder sonstiger Schwierigkeiten, echte Heilung beruhe auf einer Begegnung in der Tiefe, in der wir in Kontakt mit der Tiefe unseres Selbst gelangen, die uns bislang verborgen gewesen ist.

So wünsche ich Ihnen und mir gerade in der Urlaubszeit viele heilsame und erneuernde Erfahrungen, die uns in die Tiefe unserer Existenz führen oder zu dem, -wie es Goethe ausdrückt-, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Pfingsten- Grenzen überwinden

Pfingsten- ein Geist, der Grenzen überwindet

Wer hat nicht noch die Fernsehbilder im Kopf, wo der russische Präsident Putin und die Staatschefs der westlichen Welt durch einen schier endlos langen weißen Tisch voneinander getrennt sich gegenübersitzen. Kein Funke der Verständigung scheint überzuspringen, es gibt kein wirkliches Aufeinander zu in den Gesprächen, die Kommunikation ist blockiert und die Positionen verhärtet.

Dieses Bild vom langen weißen Tisch des Unverständnisses ist ein eindrückliches Gegenbild zu dem, was das Pfingstfest zum Ausdruck bringen möchte. In der Apostelgeschichte erzählt der Evangelist Lukas von einem Sprachwunder (vgl. Apg. 2,1f.) Mit Hilfe von Gottes Geist geschieht das Wunder, dass wildfremde Menschen unterschiedlicher Völker und Nationen sich verstehen, gerade so, als würden die anderen in ihrer Muttersprache reden; „Muttersprache“– das ist die vertraute Sprache, die vom Herzen kommt und zu Herzen geht. Muttersprache ist die Sprache, die das Herz erwärmt und die uns an einen Anfang erinnert, in dem noch alles voller Verheißungen war.  Menschen, die von diesem guten Geist entflammt sind (daher das Bild mit den „Feuerzungen“) sprechen eine Sprache, die Trennendes an Religion, Kultur, Charakter oder politischen Positionen überwindet.  Der Funke springt über, Begeisterung flammt auf, so dass unterschiedlichste Menschen zusammenkommen. Der gute Geist lockt Menschen heraus aus ihren Verkapselungen und aus dem Gefängnis ihrer Vorurteile, löst Erstarrungen, lässt geschehen, was nicht machbar ist, sondern der Inspiration bedarf.  Die Sprachverwirrung Babels (Babel=Wirrsal; Genesis 11,9), wo keiner mehr den anderen versteht, wird von Gottes Geist durchdrungen und geklärt.

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Wie oft erleben wir solche Sprachverwirrung im zwischenmenschlichen Bereich: keiner hört mehr richtig zu, man will den anderen gar nicht verstehen, jede und jeder versucht seine eigenen Interessen durchzusetzen und dies in einer kalten und herrschsüchtigen Sprache.

Umgekehrt wirkt Gottes Geist dort, wo wir freundlich, zugewandt, warmherzig und interessiert miteinander reden, aufeinander hören und aufeinander zugehen. Ob Gottes heiliger und heilender Geist in unserem Leben da ist, lässt sich einfach daran erkennen, wie wir miteinander reden und aufeinander hören, ob wir freundlich oder gehässig miteinander umgehen, ob unsere Sprache verletzt oder achtsam auf unser Gegenüber eingeht.

Neben dem Bild des Feuers gehört zu Pfingsten auch das Bild des Windes in Gestalt eines Sturmes. Pfingsten -das ist modern gesagt-, auch das Fest der „frischen Luft“ (das lateinische Wort „spiritus“ meint sowohl Geist wie Atem, der uns begleitet vom Anfang bis zum Ende unseres Lebens), die unsere Lungenflügel durchströmt, damit wir weit werden und nicht ersticken in der Enge unserer Vorstellungen, Vorurteile und festgefahrenen Meinungen; wir brauchen diese frische Luft, damit sich der Horizont weitet und neue Lebenskraft in unsere Seele kommt. 

Wie sehr uns dieser belebende Geist oft genug fehlt, merken wir nicht nur in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch in Politik, Gesellschaft und Kirche, wenn Menschen ausgeschlossen und nicht gehört werden, wenn sich Feindbilder in unserem Denken festsetzen und jede und jeder meint, das Recht und die Wahrheit auf seiner Seite zu haben.

Die Bitte um den heiligen Geist, den wir in unserer aktuellen Weltsituation so dringend brauchen, hat kaum einer dringlicher und schöner ausgedrückt als Stephan Langton, Erzbischof von Canterbury, die er um das Jahr 1200 in seiner Pfingstsequenz

„Veni sancte spiritus“ verfasste :

Komm herab, o Heil’ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.

Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.

Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not,

In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.

Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.

Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.

Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.

Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.

Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.

Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit. (Amen. Halleluja. )

(der vollständige Text unter: Komm, Heiliger Geist – Veni, Sancte Spiritus, Pfingstsequenz (rhoener-gebetsschatz.de) 

Menschenwürde und Respekt

Die Menschenwürde und ihr Schutz haben eine universale Bedeutung, die in vielen Verfassungen der Welt festgeschrieben ist. Auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wurde nach den Grauen des Nationalsozialismus (nach Holocaust und Euthanasieprogrammen…) im Artikel 1 festgelegt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und die Aufgabe und Verpflichtung des Staates besteht darin, sie unter allen Umständen zu schützen. Die Menschenwürde ist also der höchste Wert in unserer Verfassung, den es zu schützen und zu verteidigen gilt.

Von der Menschenwürde leiten sich die Menschenrechte ab, worunter zum Beispiel das Recht auf Leben, auf geistige und körperliche Unversehrtheit, Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit und freie  Meinungsäußerung, Glaubens- und Bekenntnisfreiheit, gleiches Recht aller Menschen vor dem Gesetz, Recht auf Selbstbestimmung, Schutz vor Folter und vieler anderer Rechte fallen. (vgl. Grundgesetz mit Grundvertrag Menschenrechtskonvention….20.Aufl., München 1980) Wir sehen heute wie die Menschenwürde wieder angetastet wird durch Krieg, Mißbrauch, aber auch, dass der Schutz der Menschenwürde vor neuen Fragen und Herausforderungen steht wie bei der Embryonenforschung oder der Suizidbeihilfe.

Doch was ist die Menschenwürde überhaupt und wie lässt sie sich inhaltlich bestimmen?

Viele Philosophen haben sich darüber Gedanken gemacht. Sehr einflussreich wurden die Überlegungen von Immanuel Kant (1724-1804), ein Philosoph der Aufklärung.  Dieser sagte, dass die Menschenwürde, ein absoluter innerer Wert, der „über allen Preis erhaben ist“; das heißt, dass die Menschenwürde nicht verrechenbar ist gegen etwas anderes, sie ist unbezahlbar und nicht abhängig von irgendeinem Merkmal wie z.B. einer adeligen Herkunft oder weil ein Mensch ein bestimmtes Amt wie das eines Präsidenten bekleidet. Die Menschenwürde kommt jedem Menschen aufgrund seines Menschseins zu, sie muss nicht erworben werden, sie gilt ohne Ausnahme, bedingungslos und immer ganz (nicht bloß graduell). Jedoch geht für Kant mit der Menschenwürde eine moralische Verpflichtung einher, moralisch zu handeln. Doch bleibt die Menschenwürde auch erhalten, wenn wir nicht moralisch handeln und sittlich gut leben. Also auch ein schlechter oder krimineller Mensch hat diese Menschenwürde, da diese nicht verdient zu werden braucht und ohne Bedingung für jeden Menschen mit seiner Geburt gilt. (vgl. dazu: I. Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, hrsg. von Jens Timmerrmann, Sammlung Philosophie 3, Göttingen (Vandenhoeck § Ruprecht), 2004)

Aus der Menschenwürde leiten sich nicht nur die Menschenrechte ab, sondern auch die Menschenpflichten. Dazu gehört die Pflicht, die Menschenwürde anderer zu respektieren.

Nahezu alle Menschen wünschen sich, respektiert zu werden. Die Wortherkunft von Respekt deutet an, worum es bei diesem Wort geht. Das lateinische Wort für Respekt „respicere“ bedeutet, noch einmal hinschauen, sich umdrehen und genauer hinschauen statt sich auf seine Vorurteile zu verlassen. Viele Menschen gehen an obdachlosen oder behinderten Menschen achtlos vorbei, sie haben ihre Schubladen und eingefleischten Denkmuster, die des Mitleids „von oben herab“ zum Beispiel, oder gar der Verachtung. Doch wenn ich genauer hinschaue, sehe ich womöglich eine unglaubliche Lebensleistung dieser Menschen, die mit Tapferkeit, Mut und Geduld ein schweres Lebensschicksal tragen und ein Leben unter erschwerten Bedingungen führen, das mir womöglich allen Respekt abfordern könnte. Gerade Menschen mit einer Behinderung wollen nicht mitleidig angeschaut werden, sondern respektiert werden, auch in den vielfältigen Potentialen, die in ihnen stecken. So fordert der nach einem Gleitschirmunfall querschnittsgelähmte Philippe Pozzo di Borgo und sein Pfleger Abdel Sellou- deren Geschichte durch den Film „Ziemlich beste Freunde“ bekannt wurde – in einem Interview: „Wir, die kaputten Typen, wir wollen nicht euer Mitleid, sondern mit anderen Augen gesehen werden, mit einem Blick, der uns als ganzen Menschen wahrnimmt. Wir sehnen uns nach einem Lächeln, einem Austausch, der uns stärkt, weil er uns sagt, dass es uns gibt und dass wir wertvoll sind.“ (in: Pozzo di Borgo, Jean Vanier, Cherisey Laurent, „Ziemlich verletzlich, ziemlich stark“, Wege zu einer solidarischen Gesellschaft, München 2012, S.44).

Jemanden anderen Respekt erweisen, bedeutet seine Menschenwürde zum Leuchten zu bringen. Respektlosigkeit kann zwar niemand die Menschenwürde rauben, aber das Gespür und das Erleben für die eigene Menschenwürde verdunkeln.

Mauritius Wilde nennt drei Formen von Respektlosigkeit: die Achtlosigkeit, wenn ich zum Beispiel aus Nachlässigkeit vom Begrüßenden übergangen werde, ist die mildeste Form. Die Missachtung, in der zum Bespiel meine Kompetenz und mein Mitsprachewunsch bei einem wichtigen Thema für die Firma boshaft übergangen wird, ist schon eine stärkere Form der Respektlosigkeit. Und schließlich ist die Verachtung, die dem Gegenüber alles Gute abspricht und dessen Würde leugnet, die schlimmste Form der Respektlosigkeit. (vgl. Mauritius Wilde, Die Kunst der gegenseitigen Wertschätzung, Münsterschwarzach 2.Aufl. 2010, S.12-24)

Alle Formen der erlebten Respektlosigkeit können dazu führen, dass Menschen ihren Selbstrespekt verlieren, und dann zu Opfern oder in der aggressiven Variante zu Tätern werden.

Doch alle Menschen wünschen sich als Person mit einer unbedingten Würde respektiert zu werden. Der Philosoph Kant sagt, dass jeder Mensch nie nur als Mittel zum Zweck gesehen werden darf, sondern ein Zweck und Wert in sich selbst hat. Das bedeutet zum Beispiel, dass ich einen Handwerker nie nur als Mittel für eine Reparatur in meinem Haus sehen sollte, sondern auch als Mensch mit einer Lebensgeschichte und einer von seiner Fachkompetenz unabhängigen Menschenwürde. Diese hat auch die Verkäuferin, die meinen Einkauf an der Kasse einscannt, der Tankwart, der die Scheiben meines Autos säubert… Ein Mensch ist immer mehr als eine mir nützliche Funktion. Der Respekt vor der Würde der anderen Person verlangt nach einem tieferen Sehen. Dies hätte eine tiefgreifende Bedeutung in einer Zeit, in der Menschen oft nur unter der Perspektive gesehen werde: Was bringt mir der oder die Person? Welchen Nutzen habe ich von dieser Person? Der Glaube an die Menschenwürde könnte unser zwischenmenschliches Verhalten, den Blick und das Urteil wie wir einander sehen und anschauen, grundlegend verwandeln.

Religiös betrachtet hat der Mensch seine Würde von Gott, er ist ein „Abbild Gottes“ (Gen1,26), jeder Mensch ist ein Aspekt (lat. aspectus) Gottes und er erhält seine Würde von diesem Angeblicktwerden. Der Mensch hat die prinzipielle Freiheit, diesen Blick zu erwidern (respicere) und damit auch Gott den Respekt zu erweisen. (vgl. dazu Maurtius Wilde, a.a.O.)

Gustav Schädlich-Buter

Hoffnung durch Sinn

„Warum musste mir das passieren?“, fragen wir uns, wenn uns etwas Schlimmes oder Unerwartetes passiert: ein Unfall, der unseren Lebensradius einschränkt, vielleicht sogar dauerhaft, eine Krebserkrankung, die wie aus heiterem Himmel aufgetaucht ist, der Verlust eines lieben Menschen, ein Scheitern in unseren beruflichen Planungen, eine zwischenmenschliche Enttäuschung, ein ungerechter Vorwurf, Mobbing……„Warum musste mir das passieren?“ Oft bekommen wir zunächst keine Antwort auf diese Fragen; der Sinn dessen, was uns da widerfährt, bleibt verschlossen, und wir sitzen im Dunklen mit unserer Leid- und Krisenerfahrung.

Der Psychiater und Neurologe Viktor Frankl (1905-1997), Gründer der Logotherapie, kann uns da wichtige Hilfestellungen geben. Frankl hat selbst in der Zeit des Nationalsozialismus wegen seiner jüdischen Herkunft schlimmste Erfahrungen als KZ-Häftling gemacht; nach seiner Befreiung erfährt er, dass sowohl seine Ehefrau wie seine Eltern in Ausschwitz ermordet wurden. Er ist am Boden zerstört und sagt sich, wenn ich weiterleben will, muss es irgendwie einen verborgenen Sinn geben, dass ich überlebt habe. Das ist der biografische Hintergrund für die Entwicklung seiner Sinntherapie und Existenzanalyse.

Frankl stellt die Frage nach dem Sinn ins Zentrum menschlichen Erlebens. Und er sagt, dass es nicht entscheidend sei, welche Erwartungen wir an das Leben stellen, sondern welche Fragen das Leben uns stellt, auch angesichts von Erlebnissen, die wir uns weder gewünscht noch erwartet haben. Wir könnten daher, statt zu fragen „warum ist mir das passiert“, nach dem „wozu“ fragen. Wozu fordert mich die jetzige Situation heraus? Könnte womöglich, so ließe sich fragen, ein Sinn in diesem Schicksalsschlag liegen, auch wenn er sich im Moment noch nicht erschließt und es auch nicht auf alles eine Sinnantwort gibt. Frankl geht jedoch von einer prinzipiellen Freiheit des Menschen aus, welche es ermöglicht, frei zu den Situationen seines Lebens Stellung zu beziehen statt einfach einem blinden Schicksal ausgeliefert zu sein. Wenn sich die äußere Situation als unabänderlich erweist, bleibt die Möglichkeit, sich selbst zu ändern, seine Einstellungen. Als Seelsorger habe ich tatsächlich schon einige sehr überraschende Antworten von Menschen mit einer Behinderung auf das erhalten, was für sie selbst der Sinn ihrer Behinderung sei und wozu sie gerade durch ihre Behinderung herausgefordert wurden. Frankl spricht in diesem Zusammenhang von der „Trotzmacht des Geistes“. 

Er ermuntert aber alle, sich die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht erst angesichts von Krisen und Schicksalsschlägen zu stellen, oder nach dem Verlust von Geld, Macht und Ansehen. Denn er definiert den Menschen als ein sinnsuchendes Wesen, der unglücklich und krank werden kann, wenn sein Leben keinen Sinn eröffnet. Gerade in unseren Wohlstandsgesellschaften, die keinen unmittelbaren Kampf ums physische Überleben mehr erfordern, nehmen diejenigen Depressionen von Menschen zu, die keinen tragenden Sinn mehr in ihrem Leben finden. Daher stellt sich immer wieder neu die Frage, was trägt mein Leben? Mein Eindruck ist, dass es heute immer mehr Menschen und Firmen nicht mehr nur darum geht, viel Geld zu sammeln, sondern dass sie nach einem tieferen Lebensinhalt und Lebenszweck Ausschau halten.

Sinnantworten ergeben sich jedoch nicht einfach, sondern verlangen einen Aufbruch aus dem Vorgegebenen, manchmal auch ein Sprengen der gewohnten und bequemen Blase,  eine äußere und/oder innere Reise. Darauf deutet schon die Sprachwurzel von Sinn, die „reisen“, auf etwas sinnen und den Sinn von etwas erfragen bedeutet (vom indogermanischen `sentno`, was soviel bedeutet, wie eine Richtung nehmen, gehen, empfinden und wahrnehmen). Wer bei dieser Reise, die jede und jeder für sich selbst unternehmen muss, eine stimmige Richtung einschlägt und eine stimmige Antwort findet, bekommt Zuversicht und Hoffnung für sein Leben. Auch wenn das, was Menschen als sinnhaft erleben, sehr unterschiedlich sein mag, braucht es nach Frankl für das Erleben von Sinn das Element der Selbsttranszendenz.  Damit ist die die Hingabe an eine Aufgabe oder Person gemeint.

Sinn wird er-„fahren“, leuchtet auf wie die Strahlen der Sonne, manchmal auch in den Wunden, im Schmerz und der Dunkelheit des Lebens. Sinn kann ich mir letztlich nur schenken lassen, immer wieder neu, Sinnerlebnisse berühren mich in der Tiefe und locken mich über mich hinaus. Sinnerleben hat daher auch viel mit unseren Sinnen zu tun. Sinn ist nicht unabhängig von meiner Lebensgeschichte, nicht unabhängig von meiner Individualität, sondern zutiefst damit verwoben. Sinn ist dort, wo ich mit der tieferen Wirklichkeit meiner selbst übereinstimme. Sinn eint das menschliche Herz, „Sinn ist das, worin unser Herz zur Ruhe kommt.“ (vgl. Augustinus)

Viktor Frankl fand den Sinn seines Lebens darin, anderen zu helfen, den Sinn ihres Lebens zu finden.

Literatur zur Vertiefung:

Viktor Frankl, Trotzdem Ja zum Leben sagen, Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager, erschienen im Köselverlag, München

Viktor Frankl, Über den Sinn des Lebens, Beltzverlag, Weinheim 2021

Viktor E. Frankl, Wer ein Warum zu leben hat , Lebenssinn und Resilienz, Beltzverlag, Weinheim 2017

Gustav Schädlich-Buter

Hoffnung

Die jüdische Dichterin Rose Ausländer hat mehrere Gedichte zum Themenkreis Hoffnung geschrieben, die von ihrer eigenen existentiellen Erfahrung geprägt sind. Eines davon trägt den Titel Hoffnung II. Es lautet: „Wer hofft/ ist jung// Wer könnte atmen/ ohne Hoffnung/dass auch in Zukunft/ Rosen sich öffnen// ein Liebeswort/ die Angst überlebt.“(vgl. Rose Auländer, Im Atemhaus wohnen, Gedichte,Frankfurt am Main 1981, S.43)
Wer könnte atmen ohne Hoffnung? frägt das Gedicht mit Recht. Auch ein lateinisches Sprichwort weist auf den Zusammenhang von Atem und Hoffnung: „Dum spiro, spero“- „Solange ich atme, hoffe ich“; dabei unterscheiden sich die beiden lateinischen Verben nur durch einen Vokal. Die Hoffnung gehört zu den Lebensgrundlagen unseres Menschseins wie der Atem. Hoffnung ist eine Kraft in uns, die sich stärker erweisen kann als Angst, Verzweiflung und Müdigkeit, eine Kraft, die uns Schmerzen, Hunger, Kälte und ausweglose Situation durchstehen lässt, die uns beflügelt und antreibt und den nächsten not-wendenden Schritt tun lässt. Wer hofft, ist auf Zukunft ausgerichtet und nicht mehr ausschließlich verhaftet in belastender Vergangenheit oder auswegloser Gegenwart mit ihren unveränderlichen Fakten. Wer hofft, setzt auf das je Bessere, glaubt daran, dass das Bessere möglich ist, glaubt an Weiterentwicklung, an das Rettende und Wandlung.

Hoffnung bildet den emotionalen Untergrund, aus dem heraus wir leben und handeln können, gerade angesichts der Erfahrung von Scheitern, Brüchigkeit, Krankheit und Tod. Fast jede® kommt im Laufe seines Lebens in Situationen, wo er nur noch müde, verzweifelt und resigniert ist, wo er nicht mehr weiter kann und will. Und plötzlich kann sich in der Mitte der Verzweiflung und Resignation, auf dem Tiefpunkt der Krise ein wundersamer Umschlag ergeben; plötzlich taucht eine Kraft auf, die neuen Mut, Gewissheit und Zuversicht gibt.

Manchmal stellt sich Hoffnung gerade dort ein, wo ich aufhöre verzweifelt gegen etwas anzukämpfen, wo ich in mein Leben, mein Geworden-sein, meine Krankheit annehme; wo ich offen werde für das Leben, für den Tod und in die Möglichkeit meines Sterbens einwillige. Hoffnung in einem schweren Krankheitsprozess bedeutet nicht immer, dass die Krankheit endgültig geheilt wird und ich gesund aus dem Krankenhaus gehe. Hoffnung in meinem Krank-sein bedeutet manchmal eher, dass ich besser mit der Krankheit umgehen kann, dass ich eine Zeit lang ohne Schmerzen sein kann, dass ich mehr bin als mein geschundener, kranker Körper, dass ich noch eine Zeit geschenkt bekommen habe für mich und die Menschen, die ich gern habe; dass ich sehe, was sich durch die Krankheit Neues in mir anbahnt. Die Kraft zu hoffen muss auch geübt werden und kann gelernt werden , sie verlangt die Disziplin auf eine Zukunft zu setzen auch wenn im Moment vieles dagegen steht. (vgl dazu auch: M. Renz, Grenzerfahrung Gott: Spirituelle Erfahrungen in Leid und Krankheit, Freiburg 2006 und L.Kuschnik, Lebensmut in schwerer Krankheit: spirituelle Begleitung bei Krebs, Bielefeld 2010)

Hoffnung hat auch damit zu tun, dass ich eine Ahnung bekomme, dass -was auch immer passiert- mein Leben aufgehoben ist und mir letztlich nichts passieren kann. Insofern steht das „Hoffen-können“ auch mit dem Ur-vertrauen ins Leben in Verbindung.

Hoffnung bekomme ich auch durch andere Menschen: deren Wertschätzung, ein liebenswürdigen Blick, ein gutes Wort, Verläßlichkeit und treue Zuwendung in einer schwierigen Situation, lässt die Kraft der Hoffnung wachsen. Wir alle brauchen eine „Solidarität in der Hoffnung“ (J.B. Metz). Die Hoffnung eines einzelnen trägt meist nicht über den Abgrund von Verzweiflung und Schicksalsschlägen. Wir brauchen einander in solidarischer Hoffnung.

Der hoffende Mensche ist offen für Überraschungen, offen für das Unvorstellbare und in Bewegung setzende (Hoffnung im Unterschied zur konkreten Hoffnungen). Die Überraschung verbindet die Hoffnung mit der Dankbarkeit.(vgl Steindl-Rast, Fülle und Nichts, Freiburg 1999) Der Philosoph Gabriel Marcel versteht Hoffnung als Gnade.(Gabriel Marcel, Philosophie der Hoffnung, Die Überwindung des Nihilismus, München1964)

Hoffnung taucht auch auf, wo wir aus Fremdbestimmung und Anpassung wieder in Kontakt mit unserer ur-eigenen und unverwechselbaren Lebensmelodie kommen, mit dem Bild Gottes in unserer Seele. Die Hoffnung und die Kraft innerer Entfaltung hängen zusammen. Hoffnung ist die Grundlage für Inspiration, Kreativität und Freude. (vgl. V.Kast, Aufbrechen und Vertrauen finden, die kreative Kraft der Hoffnung, Freiburg 2001). Während die Verzweiflung uns in die Isolation treibt („Mir kann ja eh niemand helfen“), stellt uns die Kraft der Hoffnung in vielfältiges Verbundensein hinein.

„Hoffen lernt man dadurch, dass man handelt als sei Rettung möglich“, schreibt Fulbert
Steffensky, auch wenn es im Leben keine Garantie gibt, dass alles gut ausgeht; aber es
gehört zur Würde des Menschen, in Krisen so zu handeln, als gäbe es den guten Ausgang
und die Rettung. Nicht der Erfolg rechtfertigt das Tun eines Menschen, sondern ob es Sinn
ergibt ohne Rücksicht wie es ausgeht. (vgl. Fulbert Steffensky, Feier des Lebens. Spiritualität
im Alltag, Freiburg 2009). „Auf Hoffnung hin, sind wir gerettet“ (Röm 8,24), heißt es in der Bibel.

Verbundenheit und Mitgefühl

Mit Corona hat niemand gerechnet, alles schien aufwärts zu gehen, zumindest in unseren Breiten, -ein stetig steigender Wohlstand, komplexere Technologien, ein Konsumniveau auf hohem Niveau.. -, Corona hat uns,- völlig unerwartet-, einen Strich durch die Rechnung gemacht, hat Menschenleben gefordert, die Wirtschaft einbrechen lassen; die ärmeren Länder und die ohne regulierenden Staat und funktionierendes Gesundheitssystem wurden teils noch härter getroffen.  Nahezu kein Land blieb von dieser Pandemie völlig verschont, die wie eine biblische Plage daherkam und unseren berechnenden und kontrollierenden Geist teils überforderte und vor große Herausforderungen stellte.

Menschen, die sowieso schon am Rande der Gesellschaft lebten, fühlten sich noch einsamer, noch isolierter und abgeschnittener vom pulsierenden Leben. Ohnmacht, Hilflosigkeit und Angst erfasste auch jene, die sich sonst mit Zerstreuungen, -die auf einen Schlag (von heute auf morgen) nicht mehr möglich waren-, über die eigene Sinnleere hinwegtäuschten.

Auch wenn eine gewisse Einsamkeit zum Menschsein gehört und diese sich in unserer individualisierten Gesellschaft verstärkt hat, wurde in der Coronakrise besonders spürbar, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind und welch hoher Wert es ist, miteinander verbunden zu sein. Corona hat neben der egozentrischen Gier bei Hamsterkäufen etc., auch wunderbare Erfahrungen gemeinschaftlichen Lebens aktiviert und unser existentielles Aufeinander- Angewiesenseins weltweit ins Bewusstsein gerückt.

Was bedeutet „Verbundenheit“?

„Verbundenheit“ bedeutet, dass alles Leben mit anderem Leben zusammenhängt oder wie es der Arzt und christliche Theologe Albert Schweitzer (1875-1965), der 1954 den Friedensnobelpreis erhielt, formuliert hat: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ In der „Ehrfurcht vor dem Leben“ aus der Erkenntnis einer umfassenden   Verbundenheit mit allem Leben, ja mit dem Sein im Ganzen, dessen Teil der Mensch ist, entdeckte Albert Schweitzer ein Fundament für eine Ethik für alle Kreatur, die alle weltanschaulich-religiösen und kulturellen Unterschiede überbrückt. „Erlebt der Mensch seine Verbundenheit mit allen Wesen, so entspringt daraus die Nötigung zu einem ins Uferlose gehenden Dienen.“ (vgl. DASZ_AS-wissenswert_2017 (albert-schweitzer-heute.de)) Der buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh, der sich für einen engagierten Buddhismus einsetzt, benennt diese grundsätzliche Verbundenheit mit „Interbeing“. Diese Verbundenheit bezieht auch die Verbundenheit mit dem Leid anderer Menschen mit ein. Der Zenmeister Bernie Glasman, wurde durch ein tiefgreifendes Erlebnis dieser umfassenden Verbundenheit auch im Leiden und in der Bedürftigkeit, aus der Meditationshalle zur Begegnung und Arbeit mit Menschen am Rande der Gesellschaft und in den Elendsvierteln der Großstädte geführt. „Der rote Faden für mein anhaltendes Engagement ist die Erkenntnis von Leiden und meine Entscheidung etwas dagegen zu tun…Jeder Mensch ist dazu in der Lage, die Stimmen der hungrigen Geister des Universums zu hören. Viele Menschen werden durch ihre Konditionierungen daran gehindert, sie fühlen sich getrennt von anderen und von den Stimmen des Universums…Die Erfahrung der Einheit ist die Wurzel für eine Revolution der Liebe. Liebe zeigt sich im Mitgefühl. Für mich ist Agape Liebe ohne Ego, eine nicht dualistische Form der Liebe.“ (Konstantin Wecker, Bernie Glasman, Es geht ums Tun und nicht ums Siegen, S. 138f.)  Für den großen Arzt Albert Schweitzer muss sich Christsein in tätiger Nächstenliebe bewähren. Und der Theologe Johann Baptist Metz spricht von einer Mystik der offenen Augen.  „Die Mystik des Christentums sei eine ´Mystik der Mitleidenschaft, die sich vom Leid des Anderen anrühren lässt und handelt. „Das Christentum ist kein blinder Seelenzauber“, fasste er 1997 seine Erkenntnis zusammen: „Es lehrt nicht eine Mystik der geschlossenen, sondern eine Mystik der offenen Augen. Im Entdecken, im Sehen von Menschen, die im alltäglichen Gesichtskreis unsichtbar bleiben, beginnt die Sichtbarkeit Gottes, öffnet sich seine Spur.“(vgl. dazu: Nachruf von Matthias Dobrinski, https://www.sueddeutsche.de/kultur/nachruf-auf-den-theologen-johann-baptist-metz-der-mitleidende-1.4707855)

Die Erfahrung tiefer Verbundenheit, welche das Gegenteil von Trennung und Fragmentierung ist, kann heilsam sein, ja heilen und motivieren. Familien und Firmen brauchen Rituale, welche diese Verbundenheit fördern, ans Tageslicht befördern, und sie vermitteln.  Nicht selten erlebe ich auch in den Trauerfeiern hier in der Pfennigparade eine tiefe Verbundenheit der Anwesenden untereinander, aber auch mit dem Verstorbenen. Verbundensein mit dem, was über uns als Person hinausreicht, kann man auch als Seele bezeichnen. Die Verbundenheit mit sich selbst, mit seinen Gefühlen und Gedanken, auch mit seinen Krankheiten und Schwächen und nicht zuletzt mit der Mitwelt, können uns aus Isolation und Vereinsamung befreien.

Spirituelle Meister sind sich einig, dass ein kontemplatives Leben, ein Leben der Verbundenheit ist. „Kontemplation heißt Verbundenheit und aus der Verbundenheit heraus Ja zu sagen zu allem und zu allen Menschen….Aus dieser kontemplativen Erfahrung der Verbundenheit heraus wird unsere Arbeit eine andere  Qualität bekommen, wenn wir anerkennen, dass wir nicht allein sind, sondern angewiesen aufeinander.“ (Anselm Grün, in: Anselm Grün, David Steindl-Rast, im Gespräch mit Johannes Kaup, Das Glauben wir, Spiritualität für unsere Zeit, Münsterschwarzach 2015, S.111). Gegen den Trend einer egozentrischen Selbstverwirklichung gilt es heute wieder neu den Wert von tiefen, lebensfördernden und zweckfreien Beziehungen zu entdecken. Gemeinsam stehen wir vor den Herausforderungen einer Zukunft, die von uns Entschiedenheit, Tapferkeit und Mut verlangt, geleitet von einem Geist der Verbundenheit.

Die Schriftstellerin Carolin Emcke hat vor einiger Zeit auf einen Begriff, der aus dem Hawaianischen stammt, aufmerksam gemacht: „Kipuka“. Kipuka bezeichnet einen Flecken oder Streifen Land, der nach einem Vulkanausbruch von der herunterströmenden Lava verschont geblieben ist. Etwas in der Zerstörung, das unversehrt und heil geblieben ist und von dem aus sich nach der Katastrophe neues leben ausbreiten kann; ein unbedeutendes Stück Land, dass lebensspendend wird. Und sie verweist mit dem Begriff auf das, was für uns in finsteren Zeiten, manchmal erst in der Rückschau, lebensrettend sich erwiesen hat. Ihr Fazit lautet: „Wovon alle berichten, die antiken Mythen, die religiösen Erzählungen, die Zeugnisse von Überlebenden, was allen das Existentiellste war: die Freundschaft, die Hinwendung zu einer anderen Person oder einer Gemeinschaft. Sich um andere zu sorgen, sich für andere zu verausgaben, sich mit anderen zu verbinden, von anderen zu lernen, alles einzusetzen, was man hat, und es zu teilen- das ist das, was ein Flecken Kipuka schafft, eine Zone, die unversehrt bleibt und die am Ende, nach der Katastrophe, heraussticht.“(https://carolin-emcke.de/category/publikationen/kolumne/)

Gustav Schädlich-Buter

Litanei der Loslösung

der bekannte Franziskaner Richard Rohr schreibt über das Herzsutra in seinem Newsletter: Das Herzsutra (manchmal auch das Herz der Vollkommenheit der Weisheit genannt ) wird von vielen als die prägnanteste und tiefgreifendste Zusammenfassung der buddhistischen Lehre angesehen …Es endet mit einem Mantra… Es ist Erleuchtung selbst und Hoffnung selbst in verbaler Form. Es ist die ultimative Befreiung in die Realität.

Hier ist die Sanskrit-Transliteration des Refrains:

Tor Tor pāragate pārasamgate bodhi svāhā!

So wird es ausgesprochen:

Ga-tay, ga-tay, para ga-tay, parasam ga-tay boh-dee svah-ha!

Hier ist die Bedeutung: Vorbei, weg, den ganzen Weg gegangen, die gesamte Gemeinschaft der Wesen ist zum anderen Ufer gegangen, Erleuchtung – so sei es! [2]“ soweit Richard Rohr)

Es geht in diesem Mantra im Grunde um eine freudvolle Botschaft, vergleichbar dem Halleluja der Christen. Es geht um die Befreiung von all unseren Anhaftungen, Verlusten, Niederlagen, Traumatas und unserem Eigensinn. Die vergängliche Natur von allem wird anerkannt und die Kunst der Loslösung von aller Anhaftung bereits in verbaler Form gefeiert. Während kapitalistische Gesellschaften das Besitzen, Anhäufen und Festhalten lehren, den persönlichen Vorteil und den Eigenwillen stärken, lehrt das Herzsutra, einen Exodus aus den falschen und vorübergehenden Anhänglichkeiten in die wahre Freiheit, in welcher das falsche und relative Selbst losgelassen wird. Wir können an die Armut der leeren Hände denken, die nichts mehr festhalten können, die alles losgelassen haben und gerade darin die Hoffnung spüren, dass diese Leere von woandersher wieder gefüllt werden kann. Thomas Merton, der Trappistenmönch schreibt dazu: „Wir hoffen nicht auf das, was wir haben. In Hoffnung zu leben bedeutet daher, in Armut zu leben und nichts zu haben. . . . Hoffnung ist proportional zur Distanzierung.

Richard Rohr schlägt vor eine persönliche Litanei der Loslösung zu schreiben, die ich im folgenden Text versucht habe:

Persönliche Litanei:

Alle Sorgen, Nöte, Druck- Vorbei, weg, ganz weg!

Alles Grübeln, alle Gedanken, alle Zweifel- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Machspiele und Machtkämpfe, alle Rechthaberei- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Macht und Ohnmacht- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Schmerzen, Trauer und Verluste- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Begeisterung und alle Enttäuschung- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Unterwerfung, alle Unterdrückung- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Arroganz und Überheblichkeit- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Selbstsicherheit, alle Unsicherheit- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Strategie und Berechnung- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Urteile und Vorurteile- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Selbstbilder und Bilder von anderen- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Krankheit, Not und Behinderung- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Sorgen, Ängste Absicherungen- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Sorgen um Kinder und Beruf­- Vorbei, weg, ganz weg!

Alles Antreiben und Kontrollieren- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Jahrhunderte vor und nach mir- Vorbei, weg, ganz weg!

Aller Krieg und alle Schlachten vor mir, nach mir, in mir- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Ungerechtigkeit und Ausbeutung- Vorbei, weg, ganz weg!

Aller Rassismus und Nationalismus- Vorbei, weg, ganz weg!

Alles Böse, Zerstörerische, Negative- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle guten Taten, auf die ich stolz war- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Neurosen und Traumatas- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Enge, Mutlosigkeit und Lebensverweigerung- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Anbiederung und Anhänglichkeit- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Wünsche und Illusionen- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Gottesbilder, die schönen und erschreckenden- Vorbei, weg, ganz weg!

Alles Streben, alle Gier und Hitzigkeit- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Sucht und alles Getriebensein- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Verluste, Niederlagen und Scheitern- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Siege, Erfolge und Gewinne- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Irrlichter und Nebel- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle bellenden Hunde- Vorbei, weg, ganz weg!

Aller Entscheidungsdruck- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Idole und Vorbilder- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Vergleiche- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle Erwartungen- Vorbei, weg, ganz weg!

Alle „Götter“- Vorbei, weg, ganz weg!