„Wer hat dich geplant, gewollt? Dich bestellt und abgeholt?/Wer hat sein Herz an dich verlor`n ? Warum bist du gebor`n?/Wer hat dich gebor`n ?/ Wer hat sich nach dir gesehnt?/Wer dich an sich gelehnt?/Dich wie du bist akzeptiert,/ dass du dein Heimweh verlierst?…“
Herbert Grönemeyer, Liedtitel „Zum Meer“, auf der CD Mensch
(Foto privat)
Wer hat mich gewollt? Wer hat mich akzeptiert wie ich bin? Fühle ich mich auf dieser Erde zu Hause? Fühle ich mich willkommen? Wer hat mich in Empfang genommen, mich willkommen geheißen und mir mein Heimweh genommen? Diese Fragen gehen nahe, stimmen nachdenklich, klingen nach…. Der Liedermacher Herbert Grönemeyer stellt sie in seinem Lied „zum Meer“ (erschienen auf der CD Mensch).
Wer hat mich akzeptiert so wie ich bin? Unglaublich viele Menschen fühlen sich nicht wirklich akzeptiert und geliebt. Manche fühlen sich aufgrund ihrer Andersheit, ihres Aussehens, ihrer Behinderung, ihrer körperlichen oder seelischen Einschränkung abgelehnt, ohne Ansehen und schämen sich, dass sie so sind wie sie sind.
Wieder andere Menschen fühlen sich nicht willkommen, gerade, wenn sie aus Ländern fliehen mussten, in denen bittere Armut, unbarmherzige Ausbeutung, Gewalt und Kriege an der Tagesordnung waren.
Es macht bedrückt und traurig, wenn man sich auf dieser Erde nicht willkommen weiß. Wer von einer Gesellschaft oder Gemeinschaft abgelehnt wird, den macht die beängstigende Erfahrung des Ausgeschlossenseins nicht selten aggressiv oder hart. Wieder andere überspielen die Wunde der inneren Heimatlosigkeit mit Geschäftigkeit und Hyperaktivität. Sie wollen über ihre Leistung anerkannt werden. Wer sich nicht willkommen und geliebt fühlt, bleibt irgendwie unbehaust und fremd: „Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus“, heißt es im Liederzyklus von Schubert`s Winterreise.
Geliebt vom ersten Atemzug an und schon vorher, geliebt „ohne- wenn- und- aber“, ohne Bedingung und Leistungsnachweis,- das ist keine Selbstverständlichkeit. Der Glaube an ein großes Ja einer verschwenderischen Liebe, das über unser Leben gesprochen sein soll, scheint für viele Menschen nicht spürbar und verdunkelt. „Warum bin ich überhaupt geboren?“, ist dann die dazugehörige Frage, wenn das Ja sich in ein Nein verwandelt hat; wenn ein Panzer der Selbstablehnung und Feindschaft sich selbst und anderen gegenüber das Grundgefühl bestimmt.
Gut, wenn es dann wenigstens noch das Heimweh gibt, die Spur einer Erinnerung an einen „Ort“, an eine Gemeinschaft, an eine Liebe, die mich ankommen lässt, die mich leben lässt, die mich aufatmen lässt, in der ich willkommen bin.
Wer willkommen geheißen wird, dem wandelt sich Fremdheit in Vertrautheit und er fängt an, sein Heimweh zu verlieren.
Sobald wir Menschen einander willkommen heißen ohne Bedingungen oder die Erfüllung von Aufnahmekriterien für die jeweilige Gruppe, der wir zugehören, entsteht eine Verbindung und wir spüren, dass wir zusammengehören. Jede und jeder von uns, trägt in sich eine Begabung, dem Anderen dieses Willkommens-Ja zuzusprechen.
Wie gut kann ein einladendes Wort tun, ein Lachen, ein wertschätzender Blick, eine Geste der Zuneigung- sie alle sagen: Gut, dass es dich gibt – willkommen Bruder oder Schwester auf dieser Erde und auf dieser unserer gemeinsamen Lebensreise zum „Meer“ oder zum „Himmel“.