Einen Namen haben

Vor einigen Jahren hat der Film „Der mit dem Wolf tanzt“ das Publikum begeistert: Der Film spielt im amerikanischen Bürgerkrieg 1864. John J. Dunbar, Lieutnant der Nordstaaten- Armee wird auf den westlichsten Außenposten versetzt, den es gibt. Dort findet er nichts vor als einen verlassenen Posten und einen Wolf, der immer wieder in seine Nähe kommt. Er schließt mit diesem Wolf, der ihn regelmäßig besucht, Freundschaft und gibt ihm den Namen „Socke“. Als er mit dem Wolf herumspielt, beobachten Lakota Indianer diese Szene und sind davon beeindruckt.

Es ergeben sich die ersten Annäherungsversuche zwischen den beiden Kulturen und der frühere Lieutnant Dunbar verschmilzt immer mehr mit den Sitten der Indianer, bis schließlich aus dem Soldaten ein Mitglied des Indianerstammes wird. Von den Indianern erhält er Dunbar seinen neuen Namen: „Der mit dem Wolf tanzt“. Der neue Name bringt seine neue Identität zum Ausdruck.

Der Film zeigt : Namen sind alles andere als Schall und Rauch. Es macht etwas mit uns, wenn wir unseren Namen hören und mit ihm angesprochen werden. Jede und jeder hat seit seiner Geburt eine lange Geschichte mit seinem Namen. Wer hat alles meinen Namen gesagt und wie? Wie sage ich ihn heute selbst? Welchen Klang verbinde ich damit, wenn mein Vater oder meine Mutter mich gerufen haben, wie wurde ich in der Schule genannt? Wie höre ich heute meinen Namen ausgesprochen : liebevoll, wertschätzend, zärtlich, klar, weich, hart, achtlos, fordernd, gebrüllt…?, -achten Sie einmal darauf? Wer spricht mich so an, dass ich mich gemeint fühle und zuhöre.

Manchmal komme ich, wenn ich mich mit meinen Namen gerufen höre, in Berührung mit meiner Besonderheit und meiner Aufgabe. Und manchmal bekomme ich einen neuen Namen, um die Besonderheit oder das Neue meines Lebens und meiner Aufgabe zu erfassen.

Namen haben oft eine Bedeutung. Haben sie schon einmal über die Bedeutung Ihres Namens nachgeforscht? Manchmal ist im Namen eine ganze Lebensaufgabe, ein Lebensprogramm versteckt. Johannes heißt „Gott ist gnädig“, Hugo ist der Kluge und Felix der Glückliche. Wenn ich Peter heiße, was der Fels bedeutet, könnte ich mich fragen, wer sich auf mich stützen kann, wem ich zum Fels geworden bin. Oder wenn ich wie Hildegard mit der Bedeutung “die im Kampf Schützende“ heiße, könnte ich dem nachgehen, wen ich schütze oder wem ich Schutz im Leben anbiete ? (vgl. Anselm Grün, Wurzeln, Festen Halt im Leben finden, ,
Münsterschwarzach 2012, S.34 f.)

Wenn ich meinen Namen höre und mich gemeint fühle, komme ich in Kontakt mit meiner Tiefe und spüre etwas vom innersten Wesen, vom Geheimnis meines einmaligen Lebens . Mit meinem Namen kann ich etwas vom Glück,  gewollt und angenommen zu sein,  spüren. Angenommen ohne Bedingungen (grundlos, vor aller Leistung, umsonst – im Sinne von gratis), eine Würde haben, ein Geschenk sein an diese Welt, egal ob mein Leben von außen betrachtet ärmlich, zurückgesetzt oder angewiesen aussehen mag.

Theologen reden davon, dass der Mensch aus einem Anruf Gottes stammt, dass jeder Mensch von einer großen Liebe ins Leben gerufen wurde zu deren Widerschein er werden kann auch als kranker, behinderter oder sterbender Mensch.

Zum Nachdenken:
Was bedeutet mir mein Name?

Welche Bedeutung steckt in meinem Namen?

Von wem werde ich gerne angesprochen?

Literatur zur Vertiefung:

Anselm Grün, Wurzeln, Festen Halt im Leben finden,
Münsterschwarzach 2012