Die Adventszeit hat begonnen, -eine besinnliche Zeit, die zur inneren Einkehr, Ruhe und zur Besinnung anregt- so zumindest der Wunschgedanke! Die Kinder warten auf Weihnachten und um ihnen die Wartezeit zu verkürzen, gibt es den Adventskalender, mit dem auch viele heute schon Erwachsene eine gute Kindheitserinnerung verbinden, – die kleinen Türen und die Überraschung dahinter. Wer heute einen Adventskalender kaufen will, wird überrascht sein, wieviele Adventskalender-Variationen inzwischen vorhanden sind :
24 Türen mit 24 Schmuckstücken für Damen oder 24 aromatische Kaffeekreationen oder die Version mit 24 Bio-Tees nach Ayurveda Tradition; 24 Türen mit Pralinen mit und ohne Alkohol sind ebenso erhältlich wie ein Adventskalender mit Sudoku Rätseln für eine besinnliche Adventszeit. Wer eher technisch begabt ist kann einen VW Käfer- Adventskalender bekommen, in dem Modellbausätze mitgeliefert werden, und einige freuen sich womöglich auf den Adventskalender mit ausgewählten Bierspezialitäten, oder der Adventskalender für die Küche, stellt 24 Biogewürze bereit und für kalte Winterabende gibt es den Adventkalender mit Socken. Und dies sind nur einige wenige Beispiele aus dem heute verfügbaren Adventskalendersortiment.
Nichts dagegen, wer solche Adventskalender mag und sie sich leisten kann, -aber der Sinn der Adventszeit ist damit nicht erfasst. Tatsächlich aber hat der Kommerz eine zentrale spirituelle Symbolik der Adventszeit aufgegriffen: die Tür und die Überraschung, die dahinter sein könnte.
Türen spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle, sie eröffnen und verschließen Räume, sie markieren den Übergang zwischen drinnen und draußen, es gibt ästhetisch schöne und hässliche Türen, Türen, die sich automatisch öffnen und solche die so schwer sind, dass sie nur mit viel Kraft aufgedrückt werden können und so für manche Menschen keinen Zugang eröffnen. Für manche Türen brauchen wir den richtigen Schlüssel und es versetzt uns in ziemliche Unruhe, wenn wir den Schlüssel verlegt oder gar verloren haben. Durch Türen gehen wir hinaus oder kommen heim.
Türen haben eine wichtige seelische Bedeutung. Wolfgang Borchert hat in seinem Antikriegsroman „Draußen vor der Tür“ seine eigenen Kriegserlebnisse verarbeitet. In diesem Roman steht der Kriegsheimkehrer Beckmann freudig vor der Tür seines Elternhauses, das den Krieg unbeschadet überstanden hat. „Unser Haus steht noch! Und es hat eine Tür. Und die Tür ist für mich da…Da kommt mein Vater jeden Morgen um acht Uhr raus. Da geht er jeden Abend wieder rein. Nur sonntags nicht…jeden Tag, ein ganzes Leben. Da geht meine Mutter rein und raus. Dreimal, siebenmal, zehnmal am Tag. Jeden Tag. Ein Leben lang. Das ist unsere Tür…Der Krieg ist an dieser Tür vorbeigegangen. Er hat sie nicht eingeschlagen und nicht aus den Angeln gerissen…Und nun ist diese Tür für mich da. Für mich geht sie auf, und hinter mir geht sie zu, und dann stehe ich nicht mehr draußen. Dann bin ich zu Hause.“ (Wolfgang Borchert, Draußen vor der Tür, Hamburg 1956, 11.Auflage 2011, S.34 f.) Doch an der Tür ist das Messingschild verschwunden, auf dem seit 30 Jahren der Name Beckmann stand. Ein anderer, fremder Name steht an der Tür, das Geburtshaus von Beckmann ist inzwischen von anderen Personen besetzt. Eine gleichgültig, glatt freundliche Frau Kramer, die jetzt dort mit ihrem Ehemann wohnt, erklärt Beckmann, dass die Eltern hinausgeworfen wurden und sich daraufhin das Leben genommen haben. Am Schluss der Unterhaltung mit Frau Kramer sagt Beckmann leise, aber drohend: „Ich glaube, es ist gut, wenn sie die Tür zumachen, ganz schnell. Ganz schnell! Und schließen sie ab. Machen Sie ganz schnell ihre Türe zu, sag ich Ihnen! Machen Sie !“ Beckmann`s Erwartung nach grauenvollen Kriegsnächten endlich nach Hause in sein Elternhaus zu kommen, wird bitter enttäuscht. Die Tür öffnet sich zwar, aber ohne Einlass zu gewähren und mit dunkler Nachricht abzuweisen.
Adventliche Sehnsucht könnte man bezeichnen als das Leiden an dieser Verschlossenheit. 1622 schreibt der Jesuit Friedrich Spee in einer Zeit, wo Pest und der 30jährige Krieg wütet, das Lied „O Heiland reiß die Himmel auf“, das mit seinem Text so gar nicht in die Idylle von Weihnachtmärkten mit Glühwein und Lebkuchen passt. Im Lied von Friedrich Spee wird diese Sehnsucht zu einem leidenschaftlichen Flehen aus tiefster Not, dass der Heiland –also der, der unsere Welt und unser Leben retten soll- endlich kommen soll. Er wird dringend gebraucht, schmerzlich vermisst und soll jetzt selbst die Initiative ergreifen, wenn wir es schon nicht schaffen, die Türen zu öffnen. Die religiöse Sprache bringt zum Ausdruck, dass wir Menschen immer wieder in Situationen geraten, aus denen wir selbst uns nicht retten oder befreien können.
Advent heißt Ankunft und ist die Zeit der Erwartung und der Sehnsucht – Sehnsucht, dass Rettung, Trost, und Heilung geschieht, dass wir endlich heimkommen und ankommen bei uns selbst, dass eine erlösenden Botschaft, die besonders Menschen wie „Beckmann“, und ganz konkret die vielen Flüchtlinge und Kriegstraumatisierten dieser Welt, hörbar wird. Advent ist die Sehnsucht nach dem Erlöser selbst, dem wir die Türen unseres Herzens aufschließen sollen, womöglich auch dadurch, dass wir andere Menschen bei uns ankommen und heimkommen lassen.
Impuls:
Lesen Sie in der Adventszeit Borchert`s Roman „Draußen vor der Tür“
Meditieren und singen Sie Friedrich Spee`s Lied „O Heiland reiß die Himmel auf“
Wem kann ich die Türen meines Herzen`s oder meines Hauses (wieder) öffnen?
„Das Grundwort Ich-Du kann nur mit dem ganzen Wesen gesprochen werden…Wer Du spricht, hat kein etwas zum Gegenstand..Wer Du spricht, hat kein etwas, hat nichts. Aber er steht in Beziehung…..Der Mensch wird am Du zum Ich.“ Martin Buber, Das dialogischen Prinzip Du – ein Zauberwort, das nicht auf die zwischenmenschliche Begegnung beschränkt ist, sondern in aller echten Weltbegegnung waltet. Lesen Sie das Dudele von Martin Buber
All diese Worte sagen etwas von der Unnahbarkeit Gottes, von seiner abgründigen Fremde und Dunkelheit, von seiner Geschiedenheit vom Geschaffenen, von seiner unendlichen Tiefe, die dem Erkunden entzogen ist und der Mensch darin, scheint der Rede nicht wert..da wird ein Gott vorgestellt, der nicht lieb, nicht nah, nicht als barmherzigen Gott sich unserem Vorstellen eröffnet…angesichts solcher überwältigender Erfahrung, sagt der Profet Jesaja nur: „Weh mir, ich vergehe“
Echter Friede wird allein aus dem Unfrieden der Läuterung im Gedränge geboren“, meint der Mystiker Johannes Tauler. Ich verstehe das so: vor der Bedrängnis des Lebens und der Seele, vor den damit verbundenen Leiden, zu flüchten, nützt nichts.Eher geht es darum in Geduld das Dunkle und Leidvolle auszuhalten, ihm nicht auszuweichen und darauf zu vertrauen, dass wir hindurch geführt werden in eine größere, geistige Weite und Reife und dort uns auch tieferer Friede erwartet. Tiefenpsychologen würden wohl von Schattenarbeit sprechen, der im Rahmen der Individuation unabdingbaren Auseinandersetzung mit den ungeliebten und verdrängten Anteilen der eigenen Seele.
Aufstieg und Abstieg
Aufstieg und Abstieg: Der wahre Aufstieg scheint mit einem Abstieg zu tun haben in die Niederungen der eigenen Seele
Wo das aufgeblähte Ego geplatzt ist und der Mensch die „Null“ kennenlernt, und mit seinen Schattenseiten konfrontiert wird, ist die Chance grundlegend neu anzufangen. „Die Demut ist die Kraft mit der der Mensch durch eine grundlegende Erkenntnis seiner selbst in seinen eigenen Augen gering wird“ sagt Bernhard von Clairvaux und Benedikt von Nursia formuliert: „Lasst uns den höchsten Gipfel des Niedrigwerdens ersteigen, und wenn wir ganz unten sind, haben wir, die höchste Himmelshöhe erreicht.“ Anders als der Zeitgeist ermuntern uns diese Mystiker, die Blickrichtung zu wechseln und statt sich nach „oben“ in Richtung Karriere, Wichtigkeit…zu bewegen, hinabzusteigen in die Abgründe der eigenen Seele und dort dem wahren Selbst zu begegnen.
Der Engel, der dich durch deine Angst hindurch führt Acryl auf Leinwand
„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen die sich über die Dinge ziehen Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen aber versuchen will ich ihn.“ Rainer Maria Rilke, aus dem: Stundenbuch
Zutritt verboten? Oder: Wo ist hier der Eingang?? Wirkliche Öffnungen geschehen und können nicht gemacht werden mit dem Willen oder durch ein bestimmte Strategie.
„Die Ros ist ohne warum, sie blühet, weil sie blühet, acht nicht ihrer selbst, und darum, ob man sie siehet. Angelus Silesius, aus: der Cherubinische Wandersmann
Im Winter wachsen in unserer Gegend nur innere Blumen, aber warum sollte das innere Wachsen weniger Pflege bedürfen als das Äußere? Der Geist von Weihnachten sagt ja auch, dass in uns Abgestorbenes neu verlebendigt werden soll. „…und hat ein Blümlein bracht mitten im kalten Winter…mit seinem hellen Scheine vertreibts die Finsternis.“
Der Mensch als Bewahrer der Schöpfung, unseres gemeinsamen Lebenshauses und als fürsorglicher Hüter seiner Schwestern und Brüder.
Sterndeuter, Acryl auf Leinwand
Sie schauen in die Nacht, erforschen die Sterne, Menschen, die nach innen schauen, und den Ahnungen ihres Herzens folgen, sie folgen einem Stern, der sie in eine unbedeutende Provinz, in ein Kaff namens Bethlehem führt, sie ahnen, dass in den vernachlässigten Teilen ihrer Seele, das Ziel ihrer Suche und Reise zu finden ist. Ihre Füße liefen nach Bethlehem, ihr Herz aber zu Gott.
„Brich auf, mein Herz und wandre! Es leuchtet der Stern. Viel kannst du nicht mitnehmen auf den Weg. Und viel geht dir unterwegs verloren.Laß es fahren. Gold der Liebe, Weihrauch der Sehnsucht, Myrrhe der Schmerzen hast du ja bei dir. Er wird sie annehmen. Denn du wirst ihn finden“ ( Karl Rahner)
„ Nacht ist es nun: nun reden lauter alle springenden Brunnen. Nacht ist es: nun erst erwachen alle Lieder der Liebenden. Und auch meine Seele ist das Lied eines Liebenden.“ Friedrich Nietzsche, also sprach Zarathustra, Reclam Ausgabe, S.97
Zukunft- wohin gehen wir? „Immer nach Hause“ , Novalis“Lenke du und wende Dir in die Hände sei Anfang und Ende sei alles gelegt“ Eduard Mörike
Von den Sternen kommend Sehnsucht, lat. desiderium, de sidera, von den Sternen, ein Ahnung in uns, dass wir nicht ganz von dieser Erde stammen
„Ex utero ante luciferum te genui“
Wenn wir den lateinischen Urtext der Mitternachtsmesse hören: Ex utero ante luciferum te genui“, was übersetzt bedeutet“ Ich habe dich vor dem Lichtgestirn aus dem Uterus ( Urschoß) gezeugt, dann spüren wir, dass Weihnachten mehr ist als das Warten auf das Jesuskind, sondern das Hereinbrechen einer atemberaubenden Wirklichkeit Gottes, die nicht erst mit dem historischen Jesus begann, sondern mit dem ewigen Christus ( Logos)zu tun hat am Beginn der Schöpfung, die geschehen ist und immer neu geschieht in den unermesslichen Weiten des Kosmos und in uns selbst. Weihnachten handelt auch von einem kosmischen Ereignis, einem metaphysischen Urknall vor dem physischen Urknall. Weihnachten ist zuallererst der überwältigende Lichteinbruch vom Himmel, die unfassbare Wirklichkeit Gottes und sein Abstieg in unsere Abgründe und reicht weit tiefer als das Brauchtum einer romantisierten heiligen Familie in einer Stallunterkunft. Es geht um etwas Gewaltigeres und Aufschreckendes, was schon Maria, Josef und die Hirten in der Weihnachtsgeschichte erlebten.
Oft denken wir bei Dunkelheit nur an etwas Negatives. Aber es gibt auch die bergende Dunkelheit, die uns schützt vor dem überhellen , grellen und blendenden Licht, das uns in die Irre führen kann. Dunkelheit- das ist auch die schützende Höhle des Uterus, in dem neues Leben heranwächst, das ist auch die dunkle Erde, in welcher der Same zur Pflanze und Blume heranwächst, Dunkelheit das ist auch der Raum , in welchem Träume Visionen auftauchen, sobald das helle Tagbewusstsein heruntergedimmt ist. In der Dunkelheit werden wir empfänglich für Inspirationen und für Gott. Auf dem Berg Tabor geraten die Jünger Jesu in eine dunkle Wolke, aus der heraus Gott zu ihnen spricht (Lukas 9, 34) In der Weihnachtsliturgie heißt es: Ex utero ante luciferum te genui, deutsch: Ich habe dich vor dem Lichtgestirn aus dem Mutterschoß gezeugt. Gott zeugt und gebiert Gott, ein kosmisches Geschehen…eine verborgene Geburt, die im Dunkel der verborgenen, unbekannten Gottheit geschieht, wie es Johannes Tauler ( 1300 – 1361) formuliert hat.
Advent
„Laßt euch nicht verwirren und erschrecken“- Nada te turbe, Nada te espante,( Teresa von Avila) es leuchtet uns ein Licht, das keine Macht der Welt auslöschen kann, auch wenn wir es vielleicht nicht sehen, weil unsere Augen blind sind von Trauer, Enttäuschungen oder Verlusten….“ solo Dios, Basta“
O Clavis, deutsch Oh Schlüssel (kleine Installation)
Im Advent gibt es in der Liturgie die sogenannten O- Aniphonen. die sieben lateinischen Worte, ergeben sich aus der lateinischen Ankündigung des Heilands sieben Tage vor Weihnachten: „Ero cras“, also deutsch: „morgen werde ich da sein“ und zwar rückwärts gelesen: s für sapientia= Weisheit …und c für clavis ( vgl. Jesaja 22, 22), was Schlüssel bedeutet und ein Ruf des Staunens und der Bewunderung für den erwarteten Heiland sein soll. Für uns könnte der Ruf “ oh Schlüssel“ die Frage stellen: Was ist mein Schlüssel oder mein Passwort zu einem erfüllten Leben, das Sinn und Tiefe hat? Inwiefern könnte das Leben Jesu Modellcharakter für mein ureigenes Leben sein, welchen Schlüssel bietet er mir an und was könnte mich hinter der geöffneten Tür erwarten, was anders ist als bisher.
Heute möchte an all jene erinnern und an die denken, die in diesem Jahr durch die Pandemie einen lieben Menschen verloren haben und an alle Trauernden. Mögen sie Trost erfahren und Heilung der Seelenwunden!
Erleuchtungen
Das Licht der Liebe löst die Erstarrung und Verhärtung und nimmt den Druck. Wenn Dir kein menschliches Gegenüber diese Liebe schenkt, glaub dran, dass du von Gott mit „unendlicher Liebe“ geliebt bist (Jer 31)
„Ach
dass mein Sinn ein Abgrund wär, und meine Seel ein weites Meer, dass ich Dich möchte
fassen….“
Paul Gerhard, im Lied : Ich steh an deiner Krippe
hier
Abgrundtief führt uns der Anblick des
Jesuskindes in den Abgrund von Gottes Liebe, für die es keine Guten und Bösen
gibt, sondern
nur unendlich Geliebte.
Oder etwas einfacher gesagt: Gott liebt die
Guten, dass sie gut bleiben und er liebt die Bösen, dass sie gut werden.
Vergesst den Stern nicht, der uns dorthin führt, wo Rettung und Heil ist, und wir uns selbst wiederfinden.
„Alles
was aufgedeckt ist, wird vom Licht erleuchtet. Alles Erleuchtete aber ist
Licht. Deshalb heißt es: Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den
Toten..“ ( Epheser 5, 13-14)
Alles, was in uns erleuchtet und heil geworden
ist, strahlt aus und kann andere wärmen, aber genauso können unsere
Dunkelheiten, das Unerlöste, Unheile, die Verletzungen, die uns böse machen,
uns selbst und andere runterziehen.
Der Advent ist auch die Zeit, in der wir unsere
Wunden und Verdrängungen für das heilende Licht Gottes öffnen können.
„Herr rette mich, ich gehe zugrunde“ Ein Stoßgebet für alle, denen das Wasser bis zum Hals steht.
Das
innere Feuer brennt noch!
Wofür brennst du?
Wer
wach durch den Advent geht, begegnet nicht nur dem Licht, sondern auch den
Dunkelheiten, den Enttäuschungen des Lebens, den Enttäuschungen über sich
selbst, in der Beziehung oder im Beruf. Vieles kommt darauf an, sich selbst zu
verzeihen und darauf zu vertrauen, dass mir „von oben“ schon vergeben
worden ist. Ich hoffe auf eine letzte Güte des Lebens, die ich uns allen
wünsche.
„Auf- werde Licht!“, sagt mir Gottes Licht. Und wer Sein Licht anderen schenkt, erlebt selbst das wahre Licht. Sein Licht ist da, aber wir müssen uns dafür öffnen. „Arise and become light!“ Jesaja 60, 1
Oft
muss es dunkel werden, dass ich nach dem Licht Ausschau halte. Das Licht, das
über uns ist, leuchtet uns oft erst ein, wenn es in unserer Seele dunkel ist,
so wie wir die Sterne erst in der Nacht sehen.( frei nach Elmar Gruber)
Auf dem
Weg zum Licht begegnen wir immer auch den Dunkelheiten, nicht nur um uns herum,
sondern auch denen unseres eigenen Herzens,- unseren Aggressionen, unserem
Hass, unserer Unfähigkeit uns selbst und andere anzunehmen…-, im Adventslied
„Macht hoch die Tür“ geht es darum, die Türen unseres Herzens zu
öffnen, damit der Heiland einkehrt, uns besänftigt, innerlich befriedet und
unsere Zerissenheit eint.
Adventsimpuls: Meditation mit dem Atem, sage die Sätze im Atemrhythmus: My deepest Me is: LOVE WHOLE LIMITLESS INFINITE COMPASSION SACRED MYSTERY FORGIVENESS BEAUTY GOD ( Mein tiefstes Selbst ist/ in der Tiefe meines Selbst bin ich: Liebe/Ganzheit/Grenzenlosigkeit/Unbegrenztheit/Mitgefühl/Heiligkeit/ Geheimnis/Vergebung/Schönheit/Gott…) Ich öffne mein Herz und höre! ( Gefunden beim Center for Action and contemplation, gegründet von Richard Rohr)
Advent Das Wort Advent kommt nicht nur vom lateinischen Adventus, also Ankunft, sondern hat auch einen Bezug zum altdeutschen aventiure, Engl. adventure, also Abenteuer. Die Adventszeit als Abenteuerreise der Seele. Eine solche hat womöglich jetzt wo die Ablenkungsmöglichkeiten geringer sind, eine größere Chance. Was wäre zu tun? Vielleicht erst einmal eine Kerze anzünden und mit dem Horchen beginnen.
My Lord God I have no Idea where I am going I do not see the road ahead of me. I cannot know for certain Where it will end. Nor do I really know myself….
Thomas Merton, in: Thougts in solitude
„Wofür bin ich hier?…Die einzig befriedigende Antwort ist “ für nichts“. ich bin hier umsonst, ohne einen besonderen Zweck, ohne einen besonderen Plan“ Thomas Merton, Tagebücher Ich verstehe die Sätze des amerikanischenTrappistenmönches (1915-1968) so, dass Menschsein mehr ist als eine bloße Funktion zu erfüllen und eine Rolle zu spielen, es ist umsonst, im Sinne von gratis ( nicht „umsonst“ im Sinn von vergeblich) Wer dieses „umsonst“ des Lebens in seiner Tiefe erfährt, ist frei und befreit aus den Einschnürungen des Leistungs- und Nützlichkeitsdenkens. Liebe ist nutzlos, der Tod ist nutzlos..
Krippe und Kreuz, Entwurf Acryl auf Leinwand
„Aber
wenn sich unsere nackten Hände sammelten, unsere Millionen Herzen zusammen
täten. Wenn sich unsere Stimmen vereinigten, welcher Winter könnte da
widerstehen?“
Aus dem Liedtext „Si“ der französischen
Sängerin ZAZ.
Tolles Lied, anhören lohnt sich.
EINMAL da hörte ich ihn, Da wusch er die Welt, ungesehen, nachtlang, wirklich. Eins und Unendlich, vernichtet, ichten.
Licht war. Rettung.
In memoriam Paul Celan, der jetzt hundert Jahre geworden wäre. Der jüdische Lyriker aus der Bukowina setzt dem Grauen der Vernichtung von Ausschwitz eine gebrochene Hoffnung entgegen: Licht war. Rettung. Es ist die Hoffnung auf eine rettende Macht, die in diesem Gedicht aus dem Zyklus „Atemwende“ zur Sprache kommt.
„Der Leiermann“ aus dem Liederzyklus der Winterreise von Franz Schubert “ Und er lässt es gehen, alles wie es will…“
Der Text: Drüben hinter′m Dorfe
Steht ein Leiermann, Und mit starren Fingern Dreht er was er kann Barfuß auf dem Eise Schwankt er hin und her;
Und sein kleiner Teller Bleibt ihm immer leer. Keiner mag ihn hören, Keiner sieht ihn an; Und die Hunde brummen Um den alten Mann. Und er läßt es gehen Alles, wie es will, Dreht, und seine Leier Steht ihm nimmer still.
Ungeheuerlich-manches im Leben!
Formen- und Farbenexperiment (Acryl auf
Leinwand)
Das Leben stellt uns immer wieder vor Hindernisse
und Probleme, für welche wir eine Lösung finden müssen, oder Entscheidungen,
die wir so oder anders treffen können. Die Leinwand ist ein Modell für unser
Handeln und Entscheiden im Alltag, ein Spiegel für unseren Mut, Neues zu wagen
oder unser Sicherheitsbedürfnis, für unsere Sehnsucht nach Ordnung und Klarheit
oder unser Bedürfnis Strukturiertes ins Chaos aufzulösen, auf die Bewegungen
unserer Seele zu hören oder sich äußerlichen Vorgaben und Normen zu unterwerfen.
Malerei ist ein Experimentierfeld für das Leben
und das Leben selbst, sobald in deinem Bild deine Seele auftaucht.
Immer ein Lichtlein mehr im Kranz, den wir gewunden, dass er leuchte uns so sehr durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier! Rund um den Kranz welch ein Schimmer, und so leuchten auch wir, und so leuchtet das Zimmer.
Und so leuchtet die Welt langsam der Weihnacht entgegen. Und der in Händen sie hält, weiß um den Segen!
Das Gedicht „Lied im Advent“ stammt von Matthias Claudius, der von 1740 -1815 gelebt hat. Der Dichter ist vielen von uns bekannt durch den Text des Liedes „Der Mond ist aufgegangen“(Abendlied). Das Gedicht „Lied im Advent“ nimmt Bezug auf den Adventskranz, und die vier Kerzen, die nach und nach angezündet werden. Durch das Licht der Kerzen werden nicht nur Räume erhellt, sondern wir selbst. Von diesem sich nach außen und innen ausbreitenden Licht, das schließlich die ganze Welt erleuchtet, geht ein Segen aus, der uns zum Sinn von Weihnachten führt.
Dieses Licht – so die erste Strophe des Gedichtes- will uns in und auch durch die dunklen Stunden leuchten. Wer denkt bei dunklen Stunden nicht gleich an all das Bedrückende, das von Corona ausgeht: Krankheit, Tod, Kontaktsperre, wirtschaftlicher und finanzieller Ruin. Aber auch die anderen Dunkelheiten bleiben: Migration, Flucht, Einsamkeit alter Menschen, die Klimakrise, die Ungerechtigkeit, die kleinen und großen Sorgen von uns allen, der Rucksack, den jede und jeder zu tragen hat, wenn gleich in unterschiedlicher Weise. „Es gibt kein Dach ohne Ach“, sagt ein altes Sprichwort.
Es macht etwas mit uns, wenn wir eine Kerze anzünden: Manche zünden eine Kerze an, um still zu werden, oder wir entzünden eine Kerze für einen Menschen, an den wir besonders denken, weil er einsam ist, oder krank oder in einer Krise steckt, manche zünden eine Kerze an für ihre verstorbenen Angehörigen, wieder andere, um zu beten und das Licht wird zum Zeichen für Gott. Der Kerzenschein beruhigt, wärmt, und vorallem erhellt er die Dunkelheit. Das Licht einer Kerze wird umso stärker wahrgenommen, je dunkler es ist;
Das Licht auf dem Adventskranz ist kein Licht- so deutet es auch das Gedicht an-, dass uns in eine selige, aber weltfremde Sonderstimmung führen will, die mit unserem konkreten Alltag nichts zu tun hat. Für mich ist es ein Hoffnungslicht, das besonders in die Dunkelheiten unseres Lebens hineinleuchtet; ein Hoffnungslicht, das die Nacht unserer Seele und die Nacht der Welt nicht auszulöschen vermag. Wo Licht und Dunkelheit sich begegnen, kommt immer Licht in die Dunkelheit, niemals Dunkelheit ins Licht.“ (Elmar Gruber)
Ein Licht, das allen Kitsch, alle Oberflächlichkeit, auch die Vergänglichkeit der Zeit, der wir an Weihnachten begegnen, überdauert; ein Licht, das in die Zerbrechlichkeit des Lebens heilend hineinströmt, wenn wir unsere Herzenstüren dafür öffnen. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit..“, heißt es in einem bekannten Adventslied. Nach dem Licht Gottes sehnen wir uns umso mehr, je dunkler, betrübter oder gefährdeter die eigene Seele ist. Schon immer waren die dunklen Zeiten die Bewährungsproben für den Glauben und die Hoffnung auf eine rettende Macht.
Für Christen ist dieses Licht in besonderer Weise angezündet mit der Geburt Jesu Christi, ein Licht, das kein Kreuz und keine Macht der Welt auslöschen kann: ewiges Licht, Hoffnungslicht, Liebeslicht, das uns wärmen will in kalten und winterlichen Tagen. Geschenktes Licht, das auch mit dem Auftrag verbunden ist, andere zu wärmen und in die Dunkelheit zu leuchten.
Impuls:
Entzünden Sie eine Kerze (z.B.) des Adventskranzes. Genießen Sie die Stille und das stille, warme Licht. Stellen Sie sich vor, dass es die Liebe von Gott ist, die ihr Herz wärmen will.
Lesen Sie das Gedicht von Matthias Claudius und lassen es auf sich wirken. Was löst es aus?
Vielleicht fällt Ihnen ein jemand ein , dem Sie eine Freude bereiten wollen (mit einem Anruf, einem kleinen Geschenk, einer Karte..)
Einige biblische Stellen zum Licht: Jesaja 60, 1-2, 2.Kor 4,4ff, Jesaja 58,7-10
Licht-Hoffnungslicht -Liebeslicht-Weihnachtslicht-Licht in der Nacht -Licht am Ende des Tunnels- Christbaumlicht-Sternenlicht- Mondlicht- Sonnenlicht- Tageslicht- Abendlicht-Lichtstrahl- Licht in der Finsternis- „Ich bin das Licht der Welt“- Irrlicht- flackerndes Licht- Feuerlicht- „Es werde Licht“- Glaubenslicht- Himmelslicht- „es wurde Licht“-Licht durch den Riss- Osterlicht- Lichtglanz- Scheinwerferlicht- Neonlicht- Rücklicht- Nebellicht- Stadionlicht- Wohnzimmerlicht-Lichtpartikel- „Licht des großen Königs“- umkleidet von Licht-hervorbrechendes Licht-Lichtsäule- Morgenlicht- künstliches Licht- Kerzenlicht-Seelenlicht- Lichtfunke- „gefrorenes Licht“- ausgelöschtes Licht- Lebenslicht-„denn dein Licht kommt“- „zu deinem Lichte ziehen“-Lichtglanz Gottes- „das wahre Licht kommt in die Welt“- „das Leben war das Licht der Menschen“-Licht, Licht, Licht…..