Hoffnung

Geduld und Hoffnung in der Bedrängnis-biblische Impulse

„Sei tapfer und stark und überstürze nichts in der Zeit der Heimsuchung. Halt aus in vielfacher Bedrängnis! Vertrau auf Gott, er wird deine Wege ebnen..“ (Jesus Sirach 2,2)

„Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld.“ (Röm 8,24)

„Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Röm 5,4)

„Deshalb seid ihr voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müsst. Dadurch soll sich euer Glaube bewähren. Und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist als Gold, das in Feuer geprüft wurde und doch vergänglich ist.“

(Petrus 1,6)

Hoffnung

Die jüdische Dichterin Rose Ausländer hat mehrere Gedichte zum Themenkreis Hoffnung geschrieben, die von ihrer eigenen existentiellen Erfahrung geprägt sind. Eines davon mit dem Titel „Hoffnung II“ lautet: Wer hofft/ ist jung// Wer könnte atmen/ ohne Hoffnung/dass auch in Zukunft/ Rosen sich öffnen// ein Liebeswort/ die Angst überlebt.(Rose Ausländer, Im Atemhaus wohnen, Gedichte; Frankfurt a.M. 1981, S.43)

„Wer könnte atmen ohne Hoffnung?“

Wer hofft, setzt auf das je Bessere, glaubt daran, dass das Bessere möglich ist, glaubt an Weiterentwicklung, an das Rettende und Wandlung.

Hoffnung bildet den emotionalen Untergrund (vgl. O.F. Bollnow), aus dem heraus wir leben und handeln können, gerade angesichts der Erfahrung von Scheitern, Brüchigkeit, Krankheit und Tod. Fast jeder  kommt im Laufe seines Lebens in Situationen, wo er nur noch müde, verzweifelt und resigniert ist, wo er nicht mehr weiter kann und will. Und plötzlich kann sich in der Mitte der Verzweiflung und Resignation, auf dem Tiefpunkt der Krise ein wundersamer Umschlag ergeben; plötzlich taucht eine Kraft auf, die neuen Mut, Gewissheit und Zuversicht gibt.

(Hoffnungsblumen, Acryl auf Leinwand, 60 x 80 cm von Gustav Schädlich-Buter)

Manchmal stellt sich Hoffnung gerade dort ein, wo ich aufhöre verzweifelt gegen etwas anzukämpfen, wo ich in mein Leben, mein Geworden-sein, meine Krankheit annehme; wo ich offen werde für das Leben, für den Tod und in die Möglichkeit meines Sterbens einwillige.

Hoffnung in einem schweren Krankheitsprozess bedeutet nicht immer, dass die Krankheit endgültig geheilt wird und ich gesund aus dem Krankenhaus gehe. Hoffnung in meinem Krank-sein bedeutet manchmal eher, dass ich besser mit der Krankheit umgehen kann, dass ich eine Zeit lang ohne Schmerzen sein kann, dass ich mehr bin als mein geschundener, kranker Körper, dass ich noch eine Zeit geschenkt bekommen habe für mich und die Menschen, die ich gern habe; dass ich sehe, was sich durch die Krankheit Neues in mir anbahnt.

Die Kraft zu hoffen muss auch geübt werden und kann gelernt werden (E.Bloch, Das Prinzip Hoffnung), sie verlangt die Disziplin auf eine Zukunft zu setzen auch wenn im Moment vieles dagegen steht. Hoffnung hat auch damit zu tun, dass ich eine Ahnung bekomme, dass -was auch immer passiert- mein Leben aufgehoben ist und mir letztlich nichts passieren kann. Insofern steht das „Hoffen-können“ auch mit dem Ur-vertrauen ins Leben in Verbindung.

Hoffnung bekomme ich auch durch andere Menschen: deren Wertschätzung, ein liebenswürdigen Blick, ein gutes Wort oder einen ehrlich gemeinter Friedensgruss lässt die Kraft der Hoffnung wachsen. Wir alle brauchen eine „Solidarität in der Hoffnung“ (J.B. Metz).

Der hoffende Mensche ist offen für Überraschungen, offen für das Unvorstellbare und in Bewegung setzende.  Die Überraschung verbindet die Hoffnung mit der Dankbarkeit

Hoffnung taucht auch auf, wo wir aus Fremdbestimmung und Anpassung wieder in Kontakt kommen mit unserer ur-eigenen und unverwechselbaren Lebensmelodie, mit dem Bild Gottes in unserer Seele. Die Hoffnung und die Kraft innerer Entfaltung hängen zusammen. Hoffnung ist die Grundlage für Inspiration, Kreativität und Freude und  stellt uns  in vielfältiges Verbundensein hinein.

Literatur zur Vertiefung:

David  Steindl-Rast, Fülle und Nichts, Die Wiedergeburt christlicher Mystik, 5/89,4.Auflage)