- Advent- Kommerz und Stress
Advent – und Weihnachten hat inzwischen eine dicke kommerzielle Verpackung bekommen. Die unzähligen Betriebs- und Vereins-Weihnachtsfeiern setzen schon angesichts der aufwendigen Vorbereitungen viele in Stress; sind aber meist völlig säkularisiert oder behalten einen pseudoreligiösen Anstrich aus Brauchtum und Tradition, der mit dem ursprünglichen Sinn des Weihnachtsfestes meist eher wenig zu tun hat.
Auch die unzähligen Weihnachtsmärkte kurbeln das Geschäft rund um Weihnachten an.
Das Positive daran (aus religiöser Sicht ) könnte sein, dass sich das kommerzielle und christliche Weihnachtsfest wieder spürbar auseinander dividieren und das spezifisch Christliche neu entdeckt werden kann.
Der Advent ist zumindest für viele eine Zeit, in der sie besonders viel Stress spüren und erleben: in der Arbeit drängt sich noch einmal alles zusammen, die Einkäufe, das Geschenke suchen, die Festvorbereitungen usw…manche werden aggressiv vor lauter Stress, andere versöhnlich vor lauter Gefühl, weil in Kindheitsstimmungen zurückversetzt.
Der Advent ist eine geschäftige Veranstaltung des Menschen statt ein Warten des Menschen auf die „Veranstaltung“ Gottes.
Lesen:
Andrea Schwarz, Eigentlich ist Weihnachten ganz anders, Hoffnungstexte ,S. 22
- Wortbedeutung
Etymologie:
Advent kommt vom lateinischen adventus, was Ankunft bedeutet; ursprünglich: Ankunft der Gottheit im Tempel; vgl.: Sacharija 9, 9: „Du Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe dein König kommt zu dir, …“
Der griechische Begriff dafür lautet epiphaneia, was Erscheinung bedeutet und auf die Ankunft bzw. den Besuch eines Amtsträgers hinweist.
Das Wort Advent stammt aber auch aus der gleichen Sprachwurzel wie das altdeutsche Wort aventiure ( engl. Adventure) für Abenteuer. Advent und Abenteuer sind also dasselbe Wort, nur etwas unterschiedlich geschrieben.
(das könnte uns darauf hinweisen, dass es im Advent um das Abenteuer des eigenen Lebens geht, das uns womöglich vom Hocker reißt; doch wer lässt sich auf den Advent noch so ein, dass es zum persönlichen Abenteuer wird?)
(vgl. Bernardin Schellenberger, Advent, Ein spirituelles Abenteuer, Würzburg 2002)
Religiöse Bedeutung:
Der Advent ist die Vorbereitungszeit auf das Hochfest der Geburt Jesu
Der Advent war ursprünglich unter dem Einfluss irischer Missionare (ca. 5.Jahrhundert nach Christi) eine Fasten- und Bußzeit und in Italien wurden bis zu 6 Sonntage für Fasten, Besinnung und Buße benützt
Papst Gregor der Große legte fest, dass künftig vier Adventssonntage (vorher waren es 4- 6 Sonntage in der Kirche des Westens; die vier Sonntage standen symbolisch für die 4000 Jahre, welche die Menschen nach kirchlicher Geschichtsschreibung auf den Erlöser warten mussten) die Ankunft Gottes auf Erden ankündigen sollten und legte dazu auch die Liturgie fest
Mit der Adventszeit beginnen die katholischen und evangelischen Kirchen das neue Kirchenjahr. (Die Orthodoxen haben bis heute eine sechswöchige Adventszeit ab dem 15. November, die als Bußzeit begangen wird; deren Kirchenjahr beginnt schon am 1. September).
Die Adventszeit ist von der Weihnachtszeit zu unterscheiden. Die Adventszeit endet an Heilig Abend mit der ersten Vesper vor Weihnachten.
Die eigentliche Weihnachtszeit sind die am 25. Dezember beginnenden zwölf Tage. Sie endet am 6. Januar (Fest der heiligen drei Könige)
- Advent- Licht in der Dunkelheit
– das Volk, das im Dunklen lebt, ohne Aussicht, im Todesschatten, unter physischer und seelischer Krankheit, seelischer, unter Verzweiflung und Trostlosigkeit, unter Mißbrauch, – sieht ein Licht; ein Licht, dass sich im Dunklen zeigt: heilt Verwundungen , bringt Verlorenes heim, macht Zerbrochenes ganz, trägt Lasten mit, fühlt mit, ist da (das Gegenteil ist Schläfrigkeit, Gleichgültigkeit, Apathie, Taubheit, Dumpfheit…) vgl Jesaja
Lesen: „Eine Kerze, jedes Licht, das ich entzünde, kann Anlass sein, dass mir ein Licht aufgeht,das ich nicht entzünden kann:Leben, Glück und Freude. Lichter und Leuchten kann ich mir besorgen, verschenken, ans Grab stellen…Aber das Licht kann ich nicht „machen“;ich kann und muss es scheinen lassen.Das Licht ist Gott.Jesus ist das Licht für alle Menschen und Geschöpfe.
In seinem Licht gehen mir immer mehr Lichter auf. “(Elmar Gruber)
Zum Brauchtum: Der Adventskranz
Der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern (1808-1881)wird als der Gründer des Adventskranzes bezeichnet. Wichern war Leiter ein Erziehungsheims,- das Rauhe Haus“- , wo er mit armen, obdachlosen, schwer erziehbaren Jungs (die oft Waisen waren), sich auf Weihnachten vorbereitete. Auf deren Nachfrage, wann denn endlich Heilig Abend sei, entstand die Idee des Adventskranzes.
1839 wurde zum ersten Mal ein Adventskranz im Betsaal des Rauen Hauses aufgehängt. Er bestand aus einem Holzrad, auf dem 4 große weiße Kerzen befestigt waren und 19 rote Kerzen für jeden einzelnen Wochentag, insgesamt also 23 Kerzen vom ersten Advent bis zum heiligen Abend.
1860 wurde das Holzrad zum ersten mal mit Tannengrün geschmückt.
Inzwischen ist der ursprünglich evangelische Brauch der Adventskränze auch von der katholischen Kirche übernommen.
Enthaltene Symbolik:
Das Grün der Tannenzweige ist die Farbe der Hoffnung und symbolisiert das Leben. Das Grün symbolisiert so die Hoffnung auf das ewige Leben, das wir in Christus geschenkt bekommen haben.
Der Kranz gilt in vielen Kulturen als Zeichen des Sieges, so will auch der Grabkranz symbolisieren das in Jesus Christus die Macht des Todes überwunden ist.
Lichter weisen auf Christus als das „Licht der Welt“, das in die Dunkelheit gekommen ist und die Dunkelheit konnte es nicht auslöschen (vgl.bei Johannes, den Prolog)
Das Rot der Kerzen steht für die Liebe, speziell für die Liebe Gottes, die uns in der Geburt Jesu zuteil geworden ist.
weitere Adventssymbole/-bräuche:
Adventskalender, in Deutschland seit dem 20.Jahrhundert (der erste gedruckte Adventskalender erschien 1903 in München),
Lichterbögen in den Fenstern gehen auf die erzgebirgischen Bergarbeiter zurück; ein vollständiger Lichterbogen am Haus bedeutete, dass alle Arbeiter dieses Hauses wohlbehalten aus der Grube zurückgekehrt sind.
Adventswurzel, die mit vier Adventskerzen geschmückt wird, knüpft an die alttestamentliche Stelle an „Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamme Isais…“ Jesaja 11,1
- Advent und Liturgie
- Der erste Adventssonntag
ist geprägt von der Wiederkunft des Herrn in Macht und Herrlichkeit; eine Wiederkunft, die plötzlich und unerwartet sich ereignet; deshalb enthalten alle Texte die Mahnung zur Wachsamkeit.(Röm 13,11/A; 1Kor 1,8/B;
1 Thess 3,12 f.)
Die alttestamentlichen Lesungen sind den Profeten Jesaja und Jeremia entnommen. Im Lesejahr A wird das Friedensreich des Messias geschildert, zu dem alle Völker strömen; die Schwerter werden zu Pflugscharen (Jes 2,4) und die Lanzen zu Winzermessern umgeschmiedet. Im Lesejahr B wird um das Kommen des Herrn gefleht und C bringt die Verheißung vom gerechten Sproß Davids.
(Gespräch über die Bedeutung von „Wachsamkeit“- welche Bedeutung hat sie in meinem Leben? Wann bin ich wachsam?…)
- Den zweiten Adventssonntag
kennzeichnet Ermahnung und freudige Erwartung: So hören wir im AT bei Jesaja: „…Volk Gottes, mach dich bereit! Höre auf ihn, und dein Herz wird sich freuen.“
Die Evangeliumsperikopen enthalten die Bußpredigt des Vorläufers und des Wegbereiters Johannes: „Kehrt um, den das Himmelreich ist nahe“ (Mt 3,2)
Johannes gilt als die Erfüllung der Prophezeiung des Jesaja:“ Eine Stimme ruft in die Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Ebnet ihm die Straßen!“ (Jes 40, 3). Die alttestamentlichen Lesungen verheißen den Messias als Sproß aus dem „Baumstumpf Isais“ und schildern (in B und C) die Heimkehr des Gottesvolkes aus dem babylonischen Exil (vgl. Jes 40,1 f. und Bar 5,1-9)
In den Lesungen des NT wird Christus als der universale Heilsbringer verkündet.
(Gespräch: Was könnte mit dem Wort „Umkehr“ gemeint sein? Gab es so eine Umkehr in meinem Leben…? Was bedeutet Heimkehren und Heimkommen für mich persönlich?)
c. Der dritte Adventssonntag
ist vielen als Sonntag „Gaudete = Freut euch“ bekannt, wobei auf den Eröffnungsvers (2.Lesung, Lesejahr C oder 1 Thess 5,16..) Bezug genommen wird: „ …Freut euch, denn der Herr ist Nahe!“ (Phil 4,4) Rosafarbene Messgewänder verdrängen das ernste violett und signalisieren vorweihnachtliche Freude.
In allen Evangelien der drei Lesejahre steht wieder die Gestalt von Johannes dem Täufer vor uns. (vgl. Mt 11,2-11 /in: A; Joh 1, 6-8.19-28 in B; Lk3,10-18 in: C)
Die AT- Lesungen dieses Freude-Sonntags preisen die Segnungen des messianischen Reiches.
Die NT- Lesungen enthalten neben dem Aufruf zur Freude, zur frohe Zuversicht, die Ermahnung zum geduldigen Ausharren bis zur Ankunft des Herrn.(Paulus: Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert…Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat“ (Röm 8,35.37)
(Gespräch: Welche Rolle spielt Freude in meinem Leben? Worüber freue ich mich? Oder: was verdirbt mir die Freude? Was macht es mir schwer, mich zu freuen…..)
d. Der vierte Adventssonntag
Die erste Phase des Advents , die bis zum 16 Dezember reicht, richtet sich vorrangig auf die endzeitliche Wiederkunft Christi .
- Advent heißt Aufwachen
Advent heißt Aufwachen aus Ablenkung und Zerstreuung für die eigentlichen Fragen meines Lebens, wachwerden und achten auf die Bewegungen in meiner Seele, auch die Traurigkeit, auf die Enttäuschungen, die Süchte meines Lebens, die mich unempfindlich machen für den Nächsten.
Das althochdeutsche Wort für Advent lautet aventiure und bedeutet wie das englische adventure Abenteuer. Advent als ein Abenteuer könnte uns darauf hinweisen, dass es im Advent um etwas geht, was spannend ist, was uns vom Hocker reißen will und mit unserem eigenen Leben zu tun hat. Das muß gar nicht laut und äußerlich machtvoll geschehen, sondern es kann uns wie dem Profeten Elia widerfahren und wir Gott begegnen im leisen Säuseln des Windes.
Wer das Geheimnis von Weihnachten verstehen will, der braucht den Advent, der braucht die Zeit, in der wir eingeladen sind, neu leben zu lernen, uns neu auf das Abenteuer Leben einzulassen.
Abenteuer Advent – das ist warten und lauschen, ob sich irgendetwas tut. Das ist mitten im Dunkel den Stern sehen und ihm trauen. Advent ist nicht auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt, sondern kann 365 Tage im Jahr sein, ein Trainingslager für das Leben. Doch wir brauchen auch eine bestimmte Zeit, die uns an das Eigentliche erinnert (mit texten, Geschichten Kerzen, Symbolen..), damit wir immer besser lernen adventlich zu leben.
Text Karl Rahner:
„Höre, mein Herz, Gott hat schon begonnen, seinen Advent in der Welt und in dir zu feiern. Leise und sanft, so leise, dass man es überhören kann, hat er die Welt und ihre Zeit schon in sein Herz genommen, ja sein eigenes unbegreifliches Leben eingesenkt in diese Zeit.“
Lied: „Bereite dich Zion“ (aus dem Weihnachtsoratorium)
- Advent heißt Lauschen und Hören
Im Advent scheint es vor allem darum zu gehen, wieder hörbereit und ansprechbar zu werden, zu lauschen. „„Ehe es wächst, lasse ich euch es erlauschen“ , sagt der Profet Jesaja (Jes 43,1) Der neue Mensch, von dem Paulus spricht, ist jener der seine Sinne ausrichtet auf etwas, das nicht aufgeht mit unseren vergänglichen Wünschen und Phantasien, das uns hinauslockt aus unseren Alltagsgeschäften. Lauschen, sich leer- machen, die Anrede, den Anruf erwarten, sich treffen und berühren lassen. Der Gott der Bibel ist einer, der anredet, die ganze Bibel ist voll mit Ruf- und Berufungsgeschichten; und dieser Gott kann über vieles zu mir sprechen; ein Gott, der mein Ohr braucht, meine empfangsbereite Seele, ein Ruf, der mich zu etwas bewegen will. (In der Bibel sind Anrufe meist mit Aufträgen und Aufbrüchen verbunden)
Manche behaupten, grundsätzlich werde jede und jeder einmal im Leben von Gott angesprochen, aber meist ist unser Empfänger auf off und die leisen Töne Gottes ziehen an uns spurlos vorüber. Es ist wie das Liebesangebot, das uns nicht erreicht.
Bernhard von Clairvaux erzählt eine Geschichte, die hier in moderner Fassung wiedergegeben werden soll: Er vergleicht die menschliche Seele mit einem bildhübschen Mädchen und Gott mit einem weitentfernten Riesen, der sich in das Mädchen verliebt hat. Jener winkt ihr, pfeift ihr nach. Doch das Mädchen hat scheinbar Besseres zu tun, es schaut in den Spiegel oder coolen Typen hinter her und reagiert einfach nicht auf das Begehren des Riesen. Als sie ihn endlich bemerkt und sich für ihn zu interessieren beginnt, springt jener unverzüglich über alle Berge, schließt sie in seine Arme und muss aufpassen, dass er sie vor lauter Liebe nicht erdrückt.
Soweit die kleine Geschichte, die uns die Frage stellt: Höre ich noch auf die Stimme des Riesen?
(vgl. dazu, a.a.O., Bernardin Schellenberger, Advent ein spirituelles Abenteuer, S.63f.)
Lesen:
Ehe es wächst, lasse ich euch es lauschen.
Lange haben wir das Lauschen verlernt!
Hatte Er uns gepflanzt einst zu lauschen
Wie Dünengras gepflanzt, am ewigen Meer,
Wollten wir wachsen auf feisten Triften,
Wie Salat im Hausgarten stehn.
Wenn wir auch Geschäfte haben,
Die weit fort führen
Von Seinem Licht,
Wenn wir auch das Wasser aus Röhren trinken,
Und es erst sterbend naht
Unserem ewig dürstenden Mund –
Wenn wir auch auf einer Straße schreiten,
Darunter die Erde zum Schweigen gebracht wurde
Von einem Pflaster,
Verkaufen dürfen wir nicht unser Ohr,
O, nicht unser Ohr dürfen wir verkaufen.
Auch auf dem Markte,
Im Errechnen des Staubes,
Tat manch einer schnell einen Sprung
Auf der Sehnsucht Seil,
Weil er etwas hörte,
Aus dem Staube heraus tat er den Sprung
Und sättigte sein Ohr.
Presst, o presst an der Zerstörung Tag
An die Erde das lauschende Ohr,
Und ihr werdet hören, durch den Schlaf hindurch
Werdet ihr hören
Wie im Tode
Das Leben beginnt.
Nelly Sachs
Oder: Andrea Schwarz: Lauschen auch auf die Bewegungen der Seele, auf die Traurigkeit in mir; in: A. Schwarz, Eigentlich ist Weihnachten anders, S.18
- Advent – Gott hören im Traum
Gott kann zwar überall zu uns durch alle Medien sprechen: In unserem Unbewussten oder Tiefenbewusstsein aber sind wir Gott oft näher als in unserem oberflächlichem Sehen und Hören und Wahrnehmen.
Beispiel:
Josef, der Mann Marias, war kein cooler Typ mit kernigen Sprüchen, kein rauer und anpackender Marlboro-Mann, keiner von denen, die in den Outdoorkatalogen abgebildet würde als Prototyp eines Abenteurers. In der Bibel sagt er kein einziges Wort und erlebt gerade so wirkliche Abenteuer. Er, der Träumer, wird im Traum von Gott angesprochen und zu wahrhaft abenteurlichen Aufbrüchen veranlasst (Er soll seine nicht von ihm schwangere Frau zu sich nehmen. Er soll mit seiner Kleinfamilie vor Herodes in Sicherheit bringen und nach Ägypten flüchten. Er soll nach dem Tod des Herodes wieder nach Israel zurückziehen, obwohl dort der nicht minder schreckliche Sohn des Herodes Archelaus herrscht.)
Es geht im Advent -und wann ist nicht Advent- darum, unsere eingefahrene Wirklichkeitssicht (von Beurteilen, Begehren und Befürchten) durch Träume echter Einsicht aufbrechen zu lassen. Es geht um Träume, die uns aufbrechen, Träume wie sie Josef empfangen hat.
vgl.a.a.O, Bernardin Schellenberger
Profet Joel
Um Träume, die vom Himmel in unser Inneres/Seele fallen, darum geht es in der Adventszeit. Von solchen Träumen spricht der Profet Joel ( Das Buch Joel ist eins der Prophetenbücher der Bibel. Es gehört zum Zwölfprophetenbuch des Tanach, der hebräischen Bibel, und zu den kleinen Propheten des Alten Testaments. Seit dem Mittelalter wird es im deutschsprachigen Raum in Anlehnung an die Septuaginta in vier Kapitel unterteilt.)Dort heißt es:
Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch. Und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure jungen Männer werden Visionen sehen.
Und selbst über die Knechte und über die Mägde werde ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen. Und ich werde Wunderzeichen geben am Himmel und auf der Erde….
Impulsfrage/Gespräch :
Habe ich noch Visionen in meinem Leben? Gibt es noch eine Ahnung in mir, die ich noch nicht verfolgt habe, eine Spur, die ich noch nicht gegangen bin, eine Sehnsucht, die mich weiter lockt? Ließe ich mich noch herausbewegen aus dem momentanen Zustand…./oder: Woraus möchte ich ausbrechen/mich befreien lassen? Religiöse gefragt: hat Gott noch etwas mit mir vor?
- Advent und Sehnsucht
Im lateinischen Wort für Sehnsucht und Begehren de-siderium steckt das Wort „sidera“ die Sterne, eine Sehnsucht, die zu den Sternen auslangt, weil in uns ein Urwissen steckt, das wir nicht nur von dieser Welt sind. Für kleine Kinder ist dieses Urbewusstsein noch ganz selbstverständlich vorhanden. Sehnsucht in diesem Sinne ist etwas sehr
Spirituelles. Wir wünschen uns, dass unser Leben erfüllt und bereichert wird von einer Komponente, die wir «Irdischen» selber nicht herstellen können. Diese Sehnsucht öffnet uns gegenüber Gott.
(Sehnsucht (mhd. „sensuht“, als „krankheit des schmerzlichen verlangens“[1]) ist ein inniges Verlangen nach einer Person oder Sache, die man liebt oder begehrt. Sie ist mit dem schmerzhaften Gefühl verbunden, den Gegenstand der Sehnsucht nicht erreichen zu können.
Das lateinische Wort für «Begehren» wiederum ist «desiderium». In diesem lateinischen Wort steckt «sidera» drin, das sind die Sterne. Das Begehren, die Sehnsucht greift nach den Sternen. Es ist der Wunsch, dass mein Leben mit einer himmlischen Qualität, mit etwas Ausserordentlichem erfüllt wird.)
Die Advents- und Weihnachtszeit weckt unsere Sehnsucht und unser Begehren. Viele Artikel werden angepriesen als die Erfüllung eines Traumes/einer Sehnsucht: Möbel, Autos, Kleider, Weltreisen, Handys…Die Vorweihnachtszeit scheint wie gemacht dafür, diese menschliche Fähigkeit zum Träumen und Begehren zu wecken.
Es ist wichtig zwischen selbstgemachten und echten Träumen zu unterscheiden. Selbstgemachte Träume richten sich auf ein vorgegebenes Ziel: Wohlstand, Reichtum, eine nette Frau, ein charmanter Mann. Viele dieser Träume sind Projektionen einer konfusen Seele. Der echte Traum hingegen, wird uns geschenkt; wir produzieren ihn nicht selbst; er ist kein Phantasieprodukt unserer Seele, sondern etwas, das von außen in unsere Seele kommt. Im Schlaf z.B., wenn unsere Seele geöffnet ist für eine umfassendere Welt; sie tauchen auf, wo wir gar nichts suchen, nichts begehren, nach nichts auslangen, nichts tun, nur wach horchen, lauschen, unsere fixen Vorstellungen/Vorurteile loslassen und unserer wahren Sehnsucht gewahr werden in der Stille. Da kann sich der Himmel öffnen wie er sich für die Hirten auf dem Feld geöffnet hat, wenn das denkende und überlegende Ich schlummert und das Herz ganz wach ist. Dann können die echten Träume bei uns ankommen, nach denen wir uns in der Tiefe sehnen.
(vgl. a.a. O, Bernardin Schellenberger)
Gäb es die Sehnsucht nicht,
wohl nie bedrängte uns ein Fragen,
ein Suchen,
ein Aufwärtsschauen zu dem empor,
der alles schuf.
Gäb es die Sehnsucht nicht,
fremd bliebe uns ahnendes Wissen
um die Dinge,
die unsere Augen nicht sehen,
unsere Hände nicht fassen,
unser Mund nicht zu benennen weiß,
der Seele aber
dennoch erkennbar sind.
So ist es die Sehnsucht,
die Gott und den Menschen verbindet:
Einst, heut´ und in fernen Zeiten.
Und es ist die Sehnsucht,
die uns erlösen, ja,
die uns den Himmel öffnen wird.
Edith Golinski, Lyrikerin aus Kiel
- Advent ist „hoffnungsgrün“
Das Geheimnis Gottes, das in unsere Welt/in unser Leben kommt, will unsere Lebendigkeit, unser Grünen und Wachsen; die grünen Tannenzweige sind Zeichen dieses Lebens, das wir in uns entfalten sollen; ein Grün in einer Zeit, wo sonst nichts wächst; Hoffnungszeichen auch in einer Zeit, in der es viel Dunkelheit (Kriege, Hungersnot Erschöpfung, Depression..)gibt.
Wer hofft, für den wächst mitten im Winter, ein grüner Zweig , ein Reis, der hofft mitten in der Hoffnungslosigkeit, der glaubt allen zweifeln zum Trotz.
Lied: CD oh selige Nacht, Nr.19 Oh Tannenbaum oder Nr. 8 Es ist ein Ros entsprungen
Unterschied zwischen Sehnsucht und Hoffnung: Apokalypse des Sehers Johannes
Eine neue Erde, einen neuen Himmel, eine Stadt ohne Tränen, ohne Schmerz, ohne Schreie. Er sieht eine neue Zeit, die die alte Zeit, unsere Zeit ablösen wird. Johannes, der einsame und bedrängte Gefangene auf der Insel Patmos, sieht seine eigene, schmerzliche Gegenwart als Vergangenheit. Und will damit die von der römischen Weltmacht bedrohte und verfolgte Christengemeinde trösten. Gefangen auf einer Insel ist sein Blick gefüllt mit Sehnsucht nach Freiheit und Leben. Umso beeindruckender seine Worte, die Bilder dieser Apokalypse, die etwas im wahrsten Sinne des Wortes enthüllen – nämlich die Wende zum Heil! Johannes richtet seine Worte nicht an Menschen, die resigniert unter der Last von Christenverfolgung und persönlicher Ausgrenzung zusammenbrechen und von dieser zerdrückt werden.
Im Gegenteil: Hier setzt ein Mensch auf Hoffnung! Hier sehnen sich Menschen nicht nur nach einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Nein, sie hoffen auch darauf… Hoffnung und Sehnsucht erwachsen beide an der Grenze, auf der Schwelle, aus Schmerz, Verlust, dem Leiden an der Wirklichkeit, auch aus der Erfahrung von Glück.Häufig werden beide Begriffe synonym gebraucht. Zur Hoffnung aber gehört, dass sie der Realität nicht zu entfliehen sucht, sondern ihr standhält und das gegenwärtig Erlebte mit einschließt.
Es geht im Christlichen um eine Hoffnung, die mehr beinhaltet als die Sehnsucht nach einer besseren Welt. (Sehnsucht kann auch Flucht bedeuten vor der Realität wie sie ist)
Hierin liegt die Zuversicht, ja die glaubende Gewissheit, dass es wirklich und wahrhaftig möglich ist, das es nicht immer so weitergehen wird. Hier liegt der Trost, dass nicht das Unrecht, nicht der Tod das letzte Wort haben mögen, sondern das Leben. Gott wird sich erinnern – und er wird die Tränen abwischen. Gott ist nicht mehr abwesend. Trotz allem, was Menschen geschieht, was Menschen einander antun und was wir aushalten müssen.
Diese Hoffnung setzt Johannes in alle Erfahrungen hinein, nicht gegen unsere Erfahrungen. Diese Hoffnung lässt Menschen überleben.
Advent heißt Neuanfang
Nicht umsonst stehen am Advent, der Neuanfang des Kirchenjahres in viele Lesungen die Träume und Visionen an erster Stelle: Das was jetzt ist, die sogenannten Fakten(die sogenannte irdische Realität), das Gefühl vom Leben doch nur enttäuscht geworden zu sein, wird nicht das letzte Wort haben: mein Leid, meine Behinderung, meine Krankheit, die Brüche in meinem Leben, die Katastrophen in dieser Welt, die Resignation und Zweifel werden nicht das letzte Wort haben!
Im Glaube an den göttliche Realismus werden wir zur Hoffnung verführt: es wird ganz neu anfangen (ein neuer Himmel und eine neue Erde, neugeschaffen in Jesus Christus), ich werde einst in ein neues und erlöstes Leben gelangen, in ein Land der Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe, in dem wir aufwachen wie nach einem schweren und bedrückenden Traum. Diese Träume entspringen dem heiligen Geist, mit dem uns der tauft, auf den Johannes hinweist. Wir können sie in unserem eigenen Leben wiederfinden und durch diese Träume belebt, unser Leben neu anfangen.
Adventlich leben heißt:
„Fang wieder neu an, mach deine schlechten Erfahrungen nicht zur Lebensphilosophie, leg die Altlasten ab, lass die Vergangenheit vergangen sein, jeder Moment ist eine Gelegenheit mit deinem Leben neu anzufangen und sehen zu lernen aus einer ursprünglichen Hoffnung heraus.“ Neuanfangen kann konkret bedeuten:
- In Familien, Partnerschaft und Beziehung aufeinander zu zu-„gehen“, den anderen nicht auf das Gewesene festzulegen (auch wenn es schmerzhaft war), einander zu vergeben und neu zu starten.
- Neuanfangen kann bedeuten sich nicht der Mutlosigkeit und Resignation zu überlassen, sondern das Leben mit Liebe und Vertrauen anzupacken. Neuanfangen kann bedeuten sich zu einer Hoffnung wider alle Hoffnung zu entschließen, z.B. die Hoffnung, dass es mit den Kindern doch gut gehen könnte nach den vielen Enttäuschen und Rückschlägen..
- Neuanfangen könnte ich auch mit meinem Glauben an Gott, wenn er mir abhanden gekommen ist durch die Niederlagen meines Lebens; wieder daran glaube, dass er mich gern hat und etwas mit mir vorhat.
- Neuanfangen könnte ich mit dem Glauben, dass die verschütteten Träume und Hoffnungen meines Lebens noch da sind und darauf warten augegraben zu werden ( so wie unter Schnee und Eis schon die Frühlingsblumen darauf warten aufgehen zu dürfen)
Advent beginnt an den Türen meines Herzens
Lied: Macht hoch die Tür
1) Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat.
2) Er ist gerecht, ein Helfer wert;
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
sein Königskron ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
all unsre Not zum End er bringt,
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Heiland groß von Tat.
3) O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
so diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
Gelobet sei mein Gott,
mein Tröster früh und spat.
4) Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
eu’r Herz zum Tempel zubereit‘.
Die Zweiglein der Gottseligkeit
steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;
so kommt der König auch zu euch,
ja, Heil und Leben mit zugleich.
Gelobet sei mein Gott,
voll Rat, voll Tat, voll Gnad.
5) Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Gnade ein;
dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Dein Heilger Geist uns führ und leit
den Weg zur ewgen Seligkeit.
Dem Namen dein, o Herr,
sei ewig Preis und Ehr.
Text: W. Borchert, Draußen vor der Tür: Der Kriegsheimkehrer Beckmann freut sich: „Unser Haus steht noch! Und es hat eine Tür. Und die Tür ist für mich da…Da kommt mein Vater jeden Morgen um acht Uhr raus. Da geht er jeden Abend wieder rein. Nur sonntags nicht…jeden Tag, ein ganzes Leben. Da geht meine Mutter rein und raus. Dreimal, siebenmal, zehnmal am Tag. Jeden Tag. Ein Leben lang. Das ist unsere Tür…Der Krieg ist an dieser Tür vorbeigegangen. Er hat sie nicht eingeschlagen und nicht aus den Angeln gerissen…Und nun ist diese Tür für mich da. Für mich geht sie auf, und hinter mir geht sie zu, und dann stehe ich nicht mehr draußen. Dann bin ich zu Hause.“ Doch dann die Enttäuschung….
Frage: Welche Türen in meinem Leben haben sich geöffnet und welche sich geschlossen?
Advent und Erwartung
Im 17. Jahrhundert , im Jahre 1622 hat der Jesuit Friedrich Spee ein Lied geschrieben, das die Sehnsucht nach dem Heiland der Welt zum Ausdruck bringt. Friedrich Spee lebt in einer dunklen Zeit: es herrscht die Pest, der viele Menschen zum Opfer fallen, es herrscht Hunger und Seuchen greifen um sich, der 30 jährige Kriege wütet und es ist die Zeit der Hexenverfolgung.
Ich lesen den Text des bekannten Advents- Liedes einmal vor, bevor wir das Lied dann anhören:
O Heiland, reiß die Himmel auf,
Herab, herab, vom Himmel lauf!
Reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
Reiß ab, wo Schloss und Riegel für!
O Gott, ein’ Tau vom Himmel gieß;
Im Tau herab, o Heiland, fließ.
Ihr Wolken, brecht und regnet aus
Den König über Jakobs Haus.
O Erd’, schlag aus, schlag aus, o Erd’,
Dass Berg und Tal grün alles werd’
O Erd’, herfür dies Blümlein bring,
O Heiland, aus der Erden spring.
Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
Darauf sie all’ ihr’ Hoffnung stellt?
O komm, ach komm vom höchsten Saal,
Komm tröst uns hier im Jammertal.
O klare Sonn’, du schöner Stern,
Dich wollten wir anschauen gern.
O Sonn’, geh auf, ohn’ deinen Schein
In Finsternis wir alle sein.
Hier leiden wir die größte Not,
Vor Augen steht der ewig’ Tod;
Ach komm, führ uns mit starker Hand
Vom Elend zu dem Vaterland.
Lied „O Heiland reiß den Himmel auf“ anhören
Das Lied beschreibt zunächst eine Situation, die wir alle kennen: ein wolkenverhangener Himmel, kein Sonnenstrahl dringt durch, alles scheint düster, dunkel und freudlos.
Das Lied beginnt in der ersten Strophe damit, dass der Heiland (Jesus ist gemeint) diesen verschlossenen Himmel aufreißen soll, dass er die Schloß und Riegel abreißen soll und die Türen, die den Himmel versperren öffnen soll. Es ist ein Flehen zum Heiland: Reiß den Himmel auf, dass Gott in unser Leben einbrechen kann, dass wir nicht länger gottlos bleiben müssen und uns gegenseitig zerstören. Halt dich nicht länger heraus , hilf uns, öffne unsere Aussichtslosigkeit und Traurigkeit.
Lied Anhören: CD Alle Jahre, Oh Heiland reiß… Nr. 7
Gespräch: Was suche ich in meinem Leben? Was erwarte ich? Worauf warte ich?
Advent – das Ungeplante
Gott bricht unmittelbar ins Leben ein– wie bei Maria, welcher der Engel kündet, dass sie göttliches Leben in sich trägt. Ihr geplantes Leben nimmt eine völlig unerwartete Wendung. Gott bricht unmittelbar in das Leben Marias ein; Unverständnis, ein Dickicht von Hindernissen Gefahren und Ängsten umgeben sie. Josef wendet sich von ihr ab. Die Nachbarn reden…Wie soll es weitergehen? Einer unverheirateten schwangeren Frau droht auch nach jüdischem Gesetz die Steinigung.
Die innere Erfahrung Marias ließe sich mit dem Bild vom Dornenwald durch den sie gehen muss, gut beschreiben. Es ist die Erfahrung, dass das geplante Leben eine völlig unerwartete Wendung genommen hat; eine, auf welche wohl auch die Umwelt mit Unverständnis, womöglich sogar mit Verachtung reagiert. Sie steht vermutlich (menschlich gesehen) Todesängste aus und freut sich zugleich über ihre Schwangerschaft und sagt Ja zu dem, was mit ihr geschieht.
Unsere eigene existentielle Erfahrung:
In diesem Motiv des Dornenwaldes können wir uns als Menschen, die immer wieder Not und Leiden ausgesetzt sind, selbst wiederfinden:
Situationen und Phasen im eigenen Leben, bei denen wir das Gefühl haben, dass sich Dornen uns schmerzhaft ins Fleisch bohren, uns verwunden, bluten lassen. Wege, die einst Freiheit bedeuten und ins Leben geführt haben, sind in Sackgassen geworden; undurchdringliches Dornengestrüpp scheint jeden Ausweg zu versperren..
Advent als Zeit, in der wir offen sind für Wandlungen; Wandlungen geschehen an mir, ich kann sie nicht machen (im Unterschied zum Verändern; verändern kann ich etwas, solange wie ich es im Griff habe, die Kontrolle behalte; aber die „Hämmer des Lebens“ widerfahren mir. Manche Wandlungen setzen auch ganz leise ein (eine innere Unzufriedenheit, Spüren der Leere und Hohlheit des eigenen Lebens.., depressive Verstimmungen, das bisherige Lebenskonzept, das brüchig und nicht mehr stabil trägt; Wandlungen gehen oft mit Krisen einher…; plötzlich arbeitet unsere Seele, es dauert bis neues, gewandeltes Leben herausbrechen kann…., bis Licht in der Finsternis auftaucht.
Aufbrüche und Einbrüche , die uns über uns hinausführen (über das um uns selbst Kreisen..)und aus dem irrigen Bewusstsein, alles selber machen zu können.
Lied einspielen: CD Oh Selige Nacht, Nr. 6 Maria durch ein Dornwald ging
Advent –vom Engel geführt
Der Engel von Autun und die drei Könige; (vgl. Peter Eicher); Josef der Träumer innere Aufbrüche, sich von innen her leiten lassen; einer inneren Anleitung zum wahren Leben folgen…auch Gott lässt sich nur ahnen, innerlich spüren…. gesehen hat ihn noch keiner und beschreiben kann ihn auch keiner…(sonst wird er zum Götzen); er taucht eher auf in unserem Bewusstsein wie ein Lichtfunken, wie eine berührende Musik, aber wenn sie vorbei ist, dann ist ER weg; lässt sich nicht festhalten…
Eine neue Zukunft und ein entscheidend neues Leben (auch Erlösung, Unsterblichkeit, alles was uns zutiefst froh macht und innerlich überzeugt)erwarten; wir können wir uns niemals selber geben und machen, sondern solches wird uns in den Schoß gelegt, von dem ganz Anderen- das Geschenk des lieben Gottes. Wir sind nicht die letzten Planer und Aktivisten unseres Lebens.
Folglich darf unser Planen nie zu einem geschlossenen System werden
Thema: Engel für andere sein:
Das Geschenk Gottes an uns ist es, dass er uns trotz aller Handicaps zutraut, solch ein Engel für andere zu sein.
Lesen: Andrea Schwarz, Eigentlich ist….Hoffnungstexte, S. 77 f.
Exemplarische biblische Texte in der Adventszeit:
- Adventssonntag:
„…..Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn/steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel./ Zu ihm strömen alle Völker.
Viele Nationen machen sich auf den Weg./ Sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn/ und zum Haus des Gottes Jakobs.
Er zeige uns seine Wege,/ auf seinen Pfaden wollen wir gehen.
Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn,/ aus Jerusalem sein Wort.
Er spricht Recht im Streit der Völker,/ er weist viele Nationen zurecht.
Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern/ und Winzermesser aus ihren Lanzen.
Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk,/ und übt nicht mehr für den Krieg.
Ihr vom Haus Jakob, kommt,/ wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.
Jesaja 2, 2-5
- Adventssonntag
„ In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehr um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat:
Eine Stimme ruft in der Wüste:/ Bereitet dem Herrn den Weg!/ Ebnet ihm die Straßen!
Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.“
Matthäus 3, 1-6
- Adventssonntag-„Gaudete-Sonntag“
„ Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott. Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Jesus Christus bewahren….…“
Philipper, 4,4 f.
- Adventssonntag
„…Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe meines Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut./ Siehe von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, / und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht / über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: / Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
Er stürzt die Mächtigen vom Thron / und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben / und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an / und denkt an sein Erbarmen,
das er unseren Vätern verheißen hat, /
Abraham und seinen nachkommen auf ewig….“
(Das sogenannte Magnifikat (Lobpreis Mariens) beim Besuch der schwangeren Maria bei der schwangeren Elisabeth, in Lukas 1, 46 f.)
Weitere Texte der Adventszeit:
Vom Kommen des Menschensohnes (2.Wiederkunft Christi)/apokalyptische Texte:
„Sofort nach den Tagen der großen Not wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen, die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen ….“
(Mt 24, 29f.)
Zur Wachsamkeit:
„Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das heil uns näher als zu der zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Laßt uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht. Legt (als neues Gewand) den Herrn Jesus Christus an…“
(Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom, ca. 56 n.Chr. / Röm 13, 11-14)
Zur Freude:
„…ermutigt die Ängstlichen, nehmt euch der Schwachen an, seid geduldig mit allen! Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergilt, sondern bemüht euch immer, einander und allen Gutes zu tun.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlaß!
Dankt für alles; Denn das will Gott von euch, die ihr Jesus Christus gehört…“
( Brief von Paulus an die Gemeinde von Thessalonich; älteste Paulsbrief, ca. 50 n.Chr.; vgl 1 Thess 5, 14 f.)
Texte aus dem AltenTestament:
„Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht, über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf. Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude. Man freut sich in deiner Nähe……Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel, der mit Blut befleckt ist, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers.
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.
Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.
Seine Herrschaft ist groß, und der Friede hat kein Ende.“
(Prophet Jesaja 9, 1-6, lebte etwa 740-701 v.Chr.,verheißt einen Messias, vgl auch Kapitel 7, 14)
Erwartung
Der Advent gilt ja bekanntlich als stille Zeit und im religiösen Kontext als Zeit der Erwartung. Was erwarte ich noch? Was erwarten die Menschen um mich herum? Was erwarten wir in und von unserem Leben? Was suchen wir eigentlich ?
Manchmal schaue ich im Advent bewusst auf Menschen, denen ich begegne und versuche zu erraten, worauf diese Menschen warten. In der U-Bahn mir gegenüber sitzt auf meinem Nachhauseweg ein asiatisch aussehender Mann, vor seinen Füßen steht eine Sackkarre, mit der man Lasten transportierten kann. Er schließt seine Augen und scheint müde. Welche Lasten hat er heute schon geschleppt? Was sind die Lasten in seinem Leben? Was erwartet ihn heute Abend? Und welche Erwartungen hat er ans Leben?
Stehend vor mir eine ältere Frau, bescheiden gekleidet, ihr Gesicht von Falten zerfurcht,- von ihren Sorgen und den vielen Lebens- und Überlebenskämpfen? Ihre unruhig hin und her flatternden Augen schauen ängstlich zu den U-Bahntüren, die Finger Ihrer Hand bewegen sich unruhig an der Eisenstange, an welcher sie sich festhält. Es scheint als würde sie nicht wissen, wohin die Reise genau geht, wann sie ankommt, wann sie aussteigen soll. Auf was wartet sie in ihrem Leben? Was sucht sie? Was fehlt ihr? Orientierung, Sicherheit und Geborgenheit oder ganz etwas anderes?
Und der Afrikaner neben mir, aus welchem Land mag er kommen, welchen Weg hat er hinter sich und was hat er da alles erlebt? Wie fremd muss ihm die Kälte unseres Landes sein, in der er jetzt leben muss oder will. Denkt er gerade an seine Familie und seine Verwandten in Afrika? Was erwartet ihn hier in dieser ihm fremden Kultur? Worauf setzt er seine Hoffnung? Eine neue Heimat finden, anerkannt und akzeptiert werden, einen Arbeitsplatz bekommen…?
Die Frau, die links neben mir sitzt, spielt irgendein Spiel auf ihrem Smartphone. Ablenkung, Zerstreuung, sich die Langeweile vertreiben, sich erholen vom Druck in der Firma, wo sie effizient sein muss und auf Leistung getrimmt ist? Zerstreuung erfahren viele U-Bahn-Mitfahrende auch durch die Nachrichten am integrierten Bildschirm der U-Bahn, die im Sekundentakt „News“ hereinfliegen lässt.
Auf was warten und suchen all diese Menschen, die heute mit mir in der U-Bahn fahren?
Auf eine Zeit, in der sie selbst bestimmen können, auf Nichts-tun dürfen nach alle dem Leistungsdruck, darauf endlich genug Geld zum Leben zu haben, oder jemanden zu finden, der es ehrlich mit ihnen meint, eine liebevolle Beziehung….?
Doch womöglich stellen sich viele keine dieser Fragen, erwarten nichts oder viel weniger, begnügen sich mit ein bisschen Zerstreuung und Ablenkung. Die tieferen Fragen, warum wir eigentlich hier auf der Welt sind, was das Ziel unseres Lebens sein könnte, was in der Tiefe der eigenen Seele vor sich geht, tauchen nicht mehr auf, werden übertüncht. Sind wir nicht alle zu oft eingesperrt und narkotisiert durch mediale Dauerberieselung, Geschwätz oder blinden Aktionismus? Hören wir noch etwas anderes als das, was uns von außen zumüllt, zustopft und blöd macht? „Lange haben wir das Lauschen verlernt!“, sagt die Dichterin Nelly Sachs. Und wir könnten hinzufügen, auch das Sehen und Schauen, das in die Tiefe geht, haben wir verlernt. Erwarten heißt ja auch nach etwas Ausschau halten: nach einem Licht, das nicht bloß auf dem Adventskranz leuchtet, sondern die Dunkelheit der Seele erhellt, nach einem Feuer, das uns herausreißt aus der bequemen Selbstgenügsamkeit, „Burn in“ statt Burn out. Ausschau halten auch nach einer Quelle, aus der ich trinken kann, in der Wüste oder Sackgasse, in die mein Leben womöglich geraten ist. Ausschau halten nach einem Bohrturm, der durch die Oberfläche in die Tiefe dringt und dort etwas findet, was mich „befeuert“ oder auch „bewässert“.
Oder hören auf eine Melodie, die anders klingt als die vorweihnachtliche musikalische Dauerberieselung in den Kaufhäusern, eine Stimme, die mich berührt, weil sie anders klingt als die laute Stummheit meiner Umgebung und mich wirklich still macht.
Oder ist es ein Anruf und Aufruf zum Aufbrechen aus der allzu bekannten Routine meiner Selbstverständlichkeiten, um dem einmaligen Geheimnis meines Lebens näher zu kommen. Oder eine innere Aufforderung (nicht eine moralischer Forderung), dass unsere Herz wieder wacher und offener wird, für die Leidenden dieser Welt. Erwarten wir noch, dass wir erlöst werden von einem fruchtlosen Kreisen um uns selbst in Selbstmitleid oder wichtigtuerischen Selbstdarstellungen.
Was erwarten Sie vom Leben? Was oder wer soll bei mir ankommen (lat. adventus bedeutet Ankunft)
Impuls:
Stellen sie sich immer wieder bei allen möglichen Gelegenheiten (im Stau, an der Kasse…) die Frage: Was erwarte ich? „Was suche ich eigentlich?“
Weihnachten – Gott wird Mensch
Lied: Ich steh an deiner Krippn/ Texte: Karl Rahner
„Wir feiern heute Weihnachten. Ach Gott, das ist so ein frommer Brauch. Ein Tannenbaum mit Lichtern und ein paar netten Geschenken, Spannung der Kinder und ein wenig Weihnachtsmusik ist immer schön und rührend. Und wenn das Religiöse zur Steigerung der Stimmung beigezogen wird, dann ist es besonders schön und rührend. Wir haben ja alle-wer wird es uns verargen- so insgeheim immer ein wenig Mitleid mit uns selber und gönnen uns darum gern ein wenig Stimmung, die friedlich und tröstlich ist, so wie man einem verweinten Kind über den Flachskopf streicht und sagt: Es ist nicht so schlimm, es wird schon wieder alles gut. Ist das alles an Weihnachten? Ist das die Hauptsache…Ist Weihnachtsfreude- und frieden nur eine Stimmung, in die man illusionistisch flüchtet, oder die Äußerung, die heilige Begehung eines wahrhaftigen Geschehens, zu dem man in der großen Tapferkeit des Herzens aufbricht, damit es auch an uns und durch uns geschehe, weil es auf jeden Fall Wahrheit und Wirklichkeit ist, selbst wenn wir es nicht wahrhaben wollen, selbst wenn wir von ihm nichts mehr begriffen als ein wenig kindliche Romantik und bürgerliche Behaglichkeit? Die Weihnacht ist mehr als ein bisschen tröstliche Stimmung. Auf das Kind, auf das eine Kind kommt es an diesem Tag, in dieser heiligen Nacht an. Auf den Sohn Gottes, der Mensch wurde, auf seine Geburt. Alles andere an diesem fest lebt davon, oder es stirbt und wird zur Illusion. Weihnacht heißt: Er ist gekommen. Er hat die Nacht hell gemacht. Er hat die Nacht unserer Finsternisse…zur heiligen Nacht gemacht.“ (Karl Rahner, Was Weihnacht bedeutet, herausgegeben von Andreas Batlogg und Peter Suchla)
„Wenn wir sagen: Es ist Weihnacht, dann sagen wir: Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hineingesagt, ein Wort, das nicht mehr rückgängig mehr gemacht werden kann, weil es Gottes endgültige Tat, weil es Gott selbst in der Welt ist. Und dieses Wort heißt: ich liebe dich, du Welt und du Mensch.“ (Karl Rahner, aus das große Kirchenjahr, 1987)
Weihnachten kann man nicht machen-Weihnachten geschieht und wird und ist. Weihnachten- das ist das Geschenk Gottes an uns Menschen. Ohne ihn gäbe es dieses Fest gar nicht und dieses Fest ist völlig unabhängig von all unserem machen und Tun. Weihnachten geschieht und ist geschehen ohne unsere Vorleistungen, geschenkt ohne Bedingungen. Gott allein ist die Ursache dieses Festes Gott wird Mensch. Das ist Liebe. Gott kommt aus seiner Unbegrenztheit in die Begrenzungen unseres menschlichen Lebens, aber er kommt in unsere Dunkelheiten, um sie zu erhellen. An Weihnachten bekommt diese unendliche Liebe ein Gesicht, und Hände und Füße in einem Kind in der Krippe.
Weihnachten-Heilige Nacht
Heilige Nacht
(von Andrea Schwarz, Eigentlich ist Weihnachten ganz anders, S. 113)
Wenn ich malen könnte
Würde ich ein kleines
schäbiges Haus malen
/ganz klein
in ganz viel Weite
und mit ganz viel Verlorenheit
/und mit ganz viel Dunkel drumherum
und der Sturm der dahinfegt
und die Kälte die zittern lässt
/und die Hoffnungslosigkeit
und die Angst
und die Sorge
/und dann würde ich
mitten in dieses kleine schäbige Haus
mit dem gelbesten Gelb einen Punkt setzen
/und diesem Bild
würde ich dann den Titel
/ du
geben.
Weihnachten als innerer Prozess/Gottesgeburt in der Seele
„Irgendwann sagen sie „ja“, laufen los, werden von etwas Neuem überwältigt, werden im Bisherigen fremd, sind mit der Bescherung in ihrer Krippe im Innersten allein; empfinden schmerzvoll die Schwierigkeit, sich anderen richtig mitzuteilen. Dieser Zustand kann länger so bleiben. Es wird selten alsbald der Himmel aufbrechen, aber sie werden spüren: Da ist etwas geboren, das mir nie jemand mehr nehmen kann, ex utero ante luciferum– wie es in der alten Weihnachtsliturgie gesungen wurde: aus dem Mutter- und Urschoß heraus, vor dem Morgenstern, also in einer pechschwarzen Nacht, die unversehens zu heiligen Nacht wird.
Wenn Sie sich alte Weihnachtsbilder ansehen, zum Beispiel Ikonen, dann werden sie entdecken, dass Maria und das Kind genau genommen weder in einem Stall noch in einer Höhle liegen, sondern in einem schwarzen Loch. Das schwarze Loch ist der Urschoß des Neuen, das da keimt…
Das Kind ist auf den alten Weihnachtsdarstellungen oft wie ein Erwachsener dargestellt, der jedoch wie eine Mumie eingewickelt ist. Damit wird ihre Neugeburt aus dem schwarzen Loch heraus angedeutet. Sie sehen aus wie eine Larve und fühlen sich vielleicht auch so: ganz am Anfang mit dem Herausschlüpfen aus dem engen, überholten Kokon, noch ziemlich hilflos und einsam, Aber Sie wollen heraus, wittern die Weite und werden süchtig danach. “
(Bernhardin Schellenberger, a.a.O., Advent, ein spirituelles Abenteuer, S.110)
Weihnachten-Sternenstaub
Die Hälfte der Materie auf der Erde hat extrem weite Strecken im All hinter sich. Viele Atome stammen nicht aus der Milchstraße, sondern aus fernen Sternhaufen. Das gilt auch für die Partikel, aus denen der menschliche Körper zusammengesetzt ist.
Die wichtigsten Bausteine des Lebens, Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff und viele weitere sind so stabil, dass sie nach ihrer Entstehung im Urknall (Wasserstoff) oder im Kernfusionsprozess eines Sterns (schwerere Elemente) auch Sternexplosionen unbeschädigt überdauern und Millionen oder gar Milliarden Jahre als Staub durch das Universum wabern, bis sie sich erneut mit anderen Atomen zusammenballen, verklumpen und einen neuen Stern samt Planeten hervorbringen. Im Schnitt hat jedes Atom auf der Erde, somit auch jedes Atom des menschlichen Körpers, bereits vier solche Zyklen hinter sich. Wir Menschen bestehen aus Sternenstaub.
Nun haben Astrophysiker mit Computersimulationen ermittelt, dass rund die Hälfte all des irdischen Baumaterials extrem weite Strecken im All zurückgelegt hat. Viele Atomkerne stammen nicht aus der uns umgebenden Galaxie, der Milchstraße, sondern von weiter entfernten Sternhaufen. Fernreisen durch das All sind für Atomkerne offenbar Alltag.
Eine große Galaxie wie die Milchstraße bezieht demnach die Hälfte ihrer Masse aus Sternansammlungen, die bis zu eine Million Lichtjahre entfernt sind. Zum Vergleich: Der Durchmesser der Milchstraße beträgt gut 100 000 Lichtjahre(Patrik Illinger, in der SZ)
Im Alltag Sternenstaub sammeln:
„ Sternenstaub-ein Lächeln, ein gutes Wort, ein Sonnenuntergang, die Jagd der Wolken am Himmel, die Pfote, die mir ein großes schwarzer Hund vertrauensvoll entgegenstreckt, der Brief eines Freundes , ..ein Lied, …ein Gedicht………. Sternenstaub
Scheinbar so wenig- und doch so unsagbar viel. Aber: Wenn man Sternenstaub sammelt, dann kann er sich auch zu einem neuen Stern verdichten und bei all dem den großen Stern nicht aus den Augen verlieren, meinen Weg nach ihm ausrichten.“ (Andrea Schwarz , Eigentlich ist Weihnachten ganz anders, Hoffnungstexte)

Weihnachten in der realen Welt von Geld und Macht
„Mitten in der wirklichen Welt, mitten in den Bewegungen von Militärs und Steuerspekulanten, entsteht eine andere Bewegung. Engel verlassen den Himmel, Hirten die Herde, Könige ihre Länder. Sie alle werden in Bewegung gesetzt, nicht weil Soldaten sie zwingen, sondern weil sie auf der Suche sind nach einem Kind. Sie alle werden geführt: nicht zu den Futterkrippen gesteigerter Einnahmen, sondern zu einer Krippe, in der ein Säugling liegt, weil er sonst nichts hat…. Weihnachten ist nicht die Titelstory auf Seite 1, und niemand, der Weihnachten wahr macht, wird zum Superstar“ (Andrea Schwarz, a.a.O, S. 117)
Dort wo Geld und Macht die Grenzen unserer Sehnsucht und Wirklichkeit bilden, wird sich Weihnachten wohl nicht ereignen, dort kann Gottes Bewegung auf uns zu, nicht ankommen, uns nicht erreichen. Und statt der geschenkten Macht ein Kind Gottes (das durch eine radikale Freiheit ausgezeichnet ist)zu werden, bestimmt uns die Macht des Geldes und wir werden Sklaven einer Geld – und Finanzmaschinerie. (oder biblisch gesprochen zu Kindermördern wie Herodes)
Auf der spirituellen Reise müssen wir die Teufel und die Engel auseinander sortieren, und überlegen, ob wir dem Motto mancher Ratgeber folgen wie „Die Kunst ein Egoist zu sein“ mit entsprechenden Verhaltensleitlinien (also Darwins Spielregeln , um sich finanziell und sozial zum „ Winner“ hochzukämpfen, oder ob wir uns lieber an die spirituellen Leitlinien halten(wie z.B. bei Bernhard von Clairvaux), statt des ehrgeizigen Aufstiegs den Abstieg zu wählen, der zu mehr Solidarität mit den Mitmenschen und Teilhabe an ihren Mühen führt, der auf bequeme Abkürzer verzichtet und im Zweifelsfall sich gegen jene Konventionen entscheidet, welche gerade „in“ sind.
(vgl. dazu, Bernardin Schellenberger, Advent, S.99-102)
Weihnacht als Herausforderung
Weihnachten/heißt nicht/dass alles so bleibt/wie es ist//sondern/das heißt/dass alles so wird/wie es werden soll// das ist/Aufbruch/Anfang/Anders// das ist Losgehen/Loslassen/lösen// das ist die/Zumutung/die mich heraus/fordert
(Andrea Schwarz, a.a.O. S. 122)