Trauer

„Selig die Trauernden“ (Matthäus Kapitel 5,4 )

Die ganze biblische Tradition, weiß vom Wert und der Würde des Trauerns. Jesus, Hiob oder die jüdischen Profeten haben uns durch ihr Leben gezeigt,  dass Leid und Trauer einen wesentlichen  Teil der Wirklichkeit ausmachen. Nicht nur die Bibel, auch die ganze christliche Mystik weisen darauf hin, dass die „Dunkelheiten  des Lebens“ für uns oftmals bessere Lehrer sein können  als jede Theologie, die uns schnelle Antworten serviert, und dabei die Leidenden und Trauernden nicht selten verletzt.

(„Trauerfall“, Mischtechnik von Gustav Schädlich-Buter)

Keine Erfahrung in Trauerarbeit

In unserer „macherischen “Zeit sind  die wenigsten erfahren und trainiert in Trauerarbeit. Trauern und Weinen gilt besonders bei Männern als Schwäche. Wer trauert, befindet sich in einem eigenen Raum,- in einem Schwellenraum-, in dem die Muster bisheriger Lebensbewältigung nicht mehr funktionieren, die alten Ich- und Bewusstseinsstrukturen sind aufgeweicht  und durchlässig hin auf eine Tiefe, in der tiefste Dunkelheit und hellstes Licht gleichermaßen den Trauernden berühren können.

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(Trauriger Engel , Acryl auf Leinwand, 60x80cm,  von Gustav Schädlich-Buter)

Trauer als Betriebsstörung

Trauer fühlt sich für das Ego, das funktionieren will, wie eine Betriebsstörung an. Wer aber Trauer nicht zulässt und sich von ihr verwandeln und heilen lässt, wird hart, zynisch und womöglich gewalttätig gegen sich und andere.

Trauer heilt den Schmerz in der Seele

Jesus ermuntert uns in der Bergpredigt, sich dem Schmerz in der eigenen Seele und dem Schmerz dieser Welt zu stellen und aktiv in ihn hineinzugehen. „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“ – Trauer heilt den Schmerz in der Seele und hilft uns beim Loslassen, damit wir weitergehen können. Mancher Trauerprozess dauert sehr lange und es tut sehr weh, weil mir das Leben einen tiefen Verlust zugefügt hat.

Der Franziskaner Richard Rohr spricht davon, dass die Flutwelle des Verlustes gefühlt und erlitten werden will; solange das nicht geschieht, verstehen wir weder unsere innere noch die spirituelle Welt. Unser Schmerz, unsere Traurigkeit, die Tragödien unseres Lebens könnten uns ein Menge lehren, auch wenn wir niemals ganz sicher sind, was es genau ist und wir oft viel lieber davonlaufen und nicht fühlen würden.

Aber es scheint ganz evident: Menschen, die durch Schmerz, Leid und Trauer gegangen sind, sind weiter, tiefer, offener und barmherziger. Wer sich auf einen Trauerprozess einlässt, kann auch Erlösung erfahren.

Impulsfragen:

Was habe ich im Leben verloren und noch  ungenügend betrauert?

Was habe ich verloren und noch nicht losgelassen?

Was muss ich loslassen, damit ich meine „Reise“ fortsetzen kann?