„Der verlorene Sohn“ (Lukas 15, 11-32)

zum Gemälde von Rembrandt von Rijn“, Die Rückkehr des  verlorenen Sohnes“(Öl auf Leinwand, 1666-1669)

Der jüngere Sohn: „Wenn ihr mich jetzt so anschaut wie ich da vor meinem Vater kniee und er mir zart seine Hände auf meine Schultern legt, ahnt ihr nicht, was alles passiert ist und welch langer Weg hinter mir liegt.

Vor vielen Jahren hatte ich die Nase voll von Zuhause, ich wollte weg und das nicht ohne Geld. Also ging ich zum Vater und forderte mein Erbteil. Er sollte mir geben, was mir zusteht, obwohl ich genau wußte, dass ich es eigentlich erst nach seinem Tod erhalten dürfte. Mein Vater schaute mich damals mit traurigen Augen an, aber er gab mir alles und ließ mich ziehen ohne Vorwurf.

Stolz machte ich mich auf die Reise, endlich hatte ich Geld in der Tasche und war wer. Ich ahnte nicht wie weit ich mich von Zuhause entfernen sollte; aber damals wollte ich ja auch weit weg vom Vater, von der Familie, von den ganzen Traditionen, von der täglichen Arbeit und Schufterei auf dem Hof. Endlich war ich frei, und bald hatte  ich viele Freunde oder wie man solche nennt,  mit denen man Saufgelage und Spass zusammen hatte. Die Mädchen mochten und bewunderten  mich, nicht nur weil ich gut aussah, sondern weil ich Geld hatte und spendabel war. Ich gewöhnte mich an das neue Leben, feierte jeden Tag bis spät in die Nacht, trank viel, stand spät auf, genoss den Luxus, den ich mir gekauft hatte, auch  dass ich wichtig war und die Freunde mich bewunderten. Und so lebte ich tagein, tagaus in Saus und Braus, mein Zuhause und meinen Vater hatte ich inzwischen lange schon vergessen. Die Briefe, die er mir früher noch geschrieben hatte, öffnete ich nicht, manche warf ich einfach weg. ich wollte nichts mehr mit der Vergangenheit zu tun haben, alle Erinnerungsspuren in meinem Kopf auslöschen, nur noch im Jetzt leben.

Doch eines Tages wachte ich mit einem Kater auf und merkte, dass mein ganzes Geld weg und meine Mitgift verschwendet und aufgebraucht war.  Nichts war mehr übrig , ja  ich hatte nicht mal mehr ein paar Groschen  für eine vernünftige Mahlzeit. Ihr glaubt nicht wie schnell meine sogenannten Freunde weg waren und ich allein dastand.

Mir blieb nichts anderes übrig als mir einen Job  zu suchen, aber keiner wollte mich nehmen außer einem Bauern, der jemand zum Schweinehüten suchte. Ich, der Sohn eines großen Gutsbesitzers sollte  Schweine hüten? Aber, was blieb mir übrig? Da saß ich bei den Schweinen, der Magen knurrte mir vor Hunger , ich war allein, ein Niemand, ganz unten, keiner der alten Freunde hatte noch Interesse an mir.

Und wie ich so in meinem Elend saß, fiel mir  mein altes Zuhause ein, wie gut ich es dort hatte, genug zu essen, eine schöne Stube, ein Bett zum Schlafen und Menschen, denen ich wichtig war auch ohne Geld.

Und da reute es mich furchtbar, soweit von Zuhause in die Ferne und Fremde gegangen zu sein. Es reute mich, dass ich all das Wertvolle, das mir mein Vater  gegeben hatte,  so nutzlos verschleudert und verschwendet hatte. Einzig meinen Dolch hatte ich noch von damals. Es reute mich auch, dass ich meine Freunde so lieblos  benützt hatte für meinen eigenen Vorteil und mein Vergnügen. Ich musste jetzt  an meinen Vater denken: sicher war er sauer und zornig auf mich, ich war ja auch ziemlich unverschämt und frech als ich mein Erbteil forderte… Aber als ich so bei den Schweinen saß, so elend, hungrig und voller Schuldgefühle, wusste ich, dass ich nach Hause gehen und meinen Vater um Vergebung bitten  will.

Nein, er brauchte mich nicht mehr als Sohn anzuerkennen, aber als Knecht würde er mich vielleicht doch aufnehmen. So hoffte ich zumindest und machte mich auf den Weg. Ein langer steiniger Weg stand mir bevor, auf dem ich viel weinte, weil ich mich schämte und traurig  war, dass ich so viele Menschen enttäuscht hatte; das ich  sowenig aus dem, was mein Vater mir gegeben hatte, gemacht hatte oder besser gesagt: ich hatte alles verschleudert und achtlos weggeworfen, und ich kam mir so elend und armselig vor.

Ja, du siehst auf dem Bild , wie weit dieser Heimweg war, meine Schuhe sind völlig durchgelatscht und meinen schönen Rock, den mir mein Vater noch für die Reise mitgegeben hatte,  musste ich zuletzt auch noch verkaufen, um nicht zu verhungern .

Und als ich dann von weitem mein Vaterhaus sah, schlug mein Herz schneller, halb vor Freude, halb vor Angst, denn ich wusste nicht wie mein Vater auf mich reagieren würde.

Doch welch ein unvergesslicher Augenblick, welch ein Wunder: er kam auf mich zugelaufen, umarmte und küßte mich, war voller Freude, dass ich sein Sohn wieder da bin. Meine stammelnden Entschuldigungsreden schien er gar nicht  zu hören. Er schien einfach nur froh, mich wieder zu haben. Und so ließ er das beste Gewand für mich holen und organisierte ein tolles Fest. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie glücklich ich jetzt war.“

(frei nach Lukas 15,11-32, Text von Gustav Schädlich-Buter )

  • Einladung:
  • Schließen sie die Augen und stellen sie sich vor wie der barmherzige Vater Ihnen die Hände auflegt und sagt:
  • „Du bist geliebt! Du bist mein lieber Sohn, meine liebe Tochter,
  • Ich hab dich gern…bedingungslos, gratis
  • Du brauchst für diese Liebe nichts leisten und dich nicht anstrengen
  • Ich vergebe Dir alles, was schiefgelaufen ist