Passionszeit- Kreuzweg

 „Im Finstern ließ er mich wohnen wie längst Verstorbene. Er hat mich ummauert, ich kann nicht entrinnen. Er hat mich in schwere Fesseln gelegt. Wenn ich auch schrie und flehte, er blieb stumm bei meinem Gebet. Mit Ouadern hat er mir den Weg verriegelt, meine Pfade irregeleitet…“ (Klagelieder 3,6)

Ja, Du darfst klagen über Dich und Deine Mitmenschen, auch anklagen und schreien, Deine Verzweiflung herausbrüllen zu IHM!

Immer wieder der Ausweg versperrt, zu oft sich in den gleichen Sackgassen verlaufen und steckengeblieben; immer neu in den Endlosschleifen negativer Gedankenwindungen sich verstrickt oder im Labyrinth nutzloser Phantasien. Mit dem festgehaltenen Lebensgefühl, dass alles nur schlechter wird, das eigene Leben und die Menschen um Dich herum zum Feind gemacht. Die errichteten Grenzzäune aus Vorurteil, Abneigung, Widerwillen gegen andere, aber auch aus Selbsthass haben Dein Leben eng gemacht. Abgeschnürt und abgegraben ist der Dir einst geschenkte Lebenssaft, versickert im Nichts…..Du siehst dein Pläne zerronnen und deine Ideale aufgelöst, nichts, was bleibt. Enttäuschung hat sich über Enttäuschung getürmt.  Am Boden liegst Du. Du spürst die Lebensenge in Deinem Körper, das Vertrocknete und Unbelebte, das Starre und Steife. Der abgedrosselten Atem macht Dich befangen, in Deinem Unglück kannst du Dich nicht öffnen. Du wirst niedergedrückt von all dem Abgestorbenen und Atemlosen und fühlst die Schwere wie einen Rucksack voller Steine. Deine Ohnmacht und Verzweiflung im Inneren halten Dich eingesperrt, kein Schritt ist möglich.Bedrängnis von allen Seiten hat Dich gegen die Wand geschleudert.

Niemand ist Dir entgegen gekommen. Auf Deiner Herzhaut kannst Du die blauen Flecken nicht mehr zählen; zu viele „Nein“ wurden Dir entgegen geschleudert bei Deinen Bitten um Hilfe. Schmähung und Ablehnung haben Dich kleingemacht. Wie oft wurde Dir nicht geholfen als Du dringend jemand gebraucht hättest. Wie oft war niemand da als du mutterseelenallein warst. Und wie oft bist du selbst an Dir und Deinem Nächsten vorbeigelaufen oder hast nur Gegner gefunden und sie bekämpft, hast Blutspuren hinterlassen in unzähligen Machtkämpfen und Dich dabei immer nur selbst erniedrigt. An den Fackeln des Hasses hast Du Dich verbrannt und die leidenschaftliche Heftigkeit  Deiner Seele hat Dich verbrannt. Heute sind Deine Augen trüb und blind geworden, die Aussicht verstellt, die erhofften Wunder ausgeblieben. Deine Hände sind erlahmt vom vergeblichen Kampf, Deine Schönheit gewichen, Dein inneres Feuer vom kalten Wind der Dich anstarrenden Vergeblichkeit nahezu gelöscht. Dein Körper entstellt durch Krankheit und Behinderung.

(Bild „Durchkreuzt“, 1m  auf 1m,  Acryl auf Leinwand , von Gustav Schädlich-Buter)

Du streust Dir Asche auf Dein Haupt, du wälzt dich in ihr, was ist übrig geblieben von deinem Leben, von deinem Körper, von deiner Seele, von deinem Geist. Spür deine Wirklichkeit: Aschenzeit! und „Bedenke Mensch, dass Du Staub bist….“, aber bleib am Leben, hör nicht auf zu hoffen, hör nicht auf zu beten, fang an zu spüren, dass das nicht alles ist, dass du „mehr“ bist als dies alles, mehr bist als Staub im Wind. Vergiß nicht, Du, genau Du, hast einen Namen, den die Asche Deines Lebens nicht verdecken kann. Du, genau Du,  bist gewollt von einer Macht, die Du nicht begreifen kannst. Du, genau Du, bist unendlich geliebt. (Jer 31,3) Vergiß nicht, du wirst aufstehen zu neuem Leben.

(„goldenes Kreuz“, nach Jesaja „Durch deine Wunden sind wir geheilt“,50*70, Acryl auf Leinwand, von Gustav Schädlich-Buter)

Literatur zur Vertiefung:

Otmar Fuchs, Der zerrissene Gott-Das trinitarische Gottesbild in den Spannungen der Welt,2013