Einladung zum Mahl-für „alle“

DU

denk wieder groß von uns, die wir uns kleingemacht haben, mit nichtigen Wünschen und Begierden.

Hilf uns, die deine große Liebe verloren haben, lass uns wieder miteinander sein, schenk uns Träume und Visionen, die Deiner Schönheit gerecht werden.

Komm setzen wir uns an den Tisch, essen wir das Brot und den Fisch, trinken wir  den Wein, DU sprichst den Segen und wir sagen Amen und werden eins sein in dieser zerrissenen Welt.

Lassen wir die Türen zum Gastmahl offen, dass noch mehr hinzukommen, von denen, die die Grenzen des Todes überschreiten, die das Gefängnis verlassen, die Stunden nicht mehr zählen, die die Zeche bezahlt haben, für das unglückselige Los, das ihnen zugefallen ist:

für die Nächte in schäbigen Absteigen, für den Hunger in schmutzigen Blechhütten, für Flucht, Verfolgung und Heimatlosigkeit, für die namenlosen Schmerzen in Krankenzimmern, für die lebenslangen Fahrten im Rollstuhl, für die beschämenden Blicken von oben, die wie Pfeile abgeschossen wurden und hinterhältig trafen…

Herein, herein, ihr Armen und Unglückseligen, ihr Zukurzgekommenen und Schmerzbeladenen, ihr Heimatlosen und Bedrückten, ihr Dirnen und auch ihr Zuhälter, ihr Ausgebrannten und  unter Lebenslasten Begrabenen…..herein, herein, zum Mahl, das Leben wandelt, zum Brot, das satt macht, zum Wein, der Freude schenkt.

Jetzt und hier kann alles neu werden: die brennenden Begierden werden erlöschen, das erfrorene Herz wird auftauen, die großen Worte werden leise, die Denkmäler stürzen ein, und Menschen werden Menschen bei Brot und bei Wein.

(Text: Gustav Schädlich-Buter)